Hallux rigidus - Arthrose im Großzehengrundgelenk

Als Hallux rigidus wird die Versteifung des Großzehengrundgelenks bezeichnet. Verursacht wird diese Versteifung zumeist durch eine Arthrose. Als Vorstufe gilt der Hallux limitus, bei der das Gelenk teils noch abgerollt werden kann. Generell sind mehr Männer als Frauen von dieser Versteifung betroffen. Lesen Sie alles Wissenswerte über den Hallux rigidus.

Von Jens Hirseland

Der Begriff Hallux rigidus bedeutet "Steife Großzehe". Gemeint ist damit eine totale Versteifung des Großzehengrundgelenks. Diese Versteifung wird in den meisten Fällen durch Gelenkverschleiß hervorgerufen.

Auftreten kann die Gelenkversteifung unter anderem in der Beugestellung, was man als Hallux flexus bezeichnet. Durch diese Versteifung lässt sich der Fuß nicht mehr normal abrollen. Häufig kommt es auch zu Schmerzen.

Meist sind Männer von einem Hallux rigidus, der auch einseitig auftreten kann, mehr betroffen als Frauen. Die Erkrankung kann in sämtlichen Lebensaltern vorkommen und sogar schon in der Jugend beginnen.

Eine Vorstufe zum Hallux rigidus stellt Hallux limitus dar. Dabei ist es noch möglich, eine teilweise Abrollbewegung durchzuführen.

Ursachen und Folgen

Wodurch ein Hallux rigidus verursacht wird, lässt sich nicht immer klären. Mögliche Gründe sind

  • Fehlstellungen oder Überlastungen des Gelenks
  • Mikroverletzungen oder
  • Vererbung.

In den meisten Fällen jedoch liegen entzündliche Erkrankungen vor. Dazu gehören zum Beispiel rheumatoide Arthritis oder Gicht. Dagegen gelten sportliche Belastungen nicht als begünstigend. In der Regel dauert es mehrere Jahre, bis sich diese Form der Fußfehlstellung entwickelt.

Risikofaktoren

Durch bestimmte Faktoren wie

  • erbliche Veranlagung
  • einen Spreizfuß
  • einen überlangen großen Zeh sowie
  • Mikroverletzungen im Großzehenbereich,

die eine starke Belastung der Muskeln und Gelenke zur Folge haben, kann die Bildung eines Hallux rigidus begünstigt werden. Der Bewegungsverlust im Großzehengelenk hat zur Folge, dass die gesamte Gelenkkapsel beeinträchtigt wird.

So wird der Gelenkknorpel zunehmend dünner und der Gelenkspalt immer enger. Des Weiteren kann es zur Bildung eines knöchernen Randwulstes im Gelenkkapselbereich des Großzehengrundgelenks kommen, was wiederum zur Folge hat, dass Streckbewegungen des großen Zehs sehr eingeschränkt werden.

Symptome

Zu den typischen Symptomen eines Hallux rigidus gehört der Bewegungsverlust der Großzehe. Darüber hinaus treten beim Gehen während der Abrollbewegung Schmerzen auf. Dadurch kommt es zu einer Einschränkung des gesamten Bewegungsablaufs.

Hervorgerufen werden die Schmerzen einerseits durch die Blockade der Bewegung und andererseits durch den Druck des Schuhs auf das steife Gelenk. Längere Gehstrecken ohne Schmerzen sind für den Betroffenen kaum noch möglich. Besonders das Aufwärtsgehen oder das Steigen von Treppen führt bei dem Patienten zu Schmerzen.

Es kommt zu Platzproblemen im Schuh. Das Großzehengrundgelenk ist oft gerötet und geschwollen. Bei kaltem Wetter nehmen die Beschwerden noch zu.

Auch das Gangbild wird beeinflusst, da die Patienten einen Schongang einlegen, um Schmerzen zu vermeiden. In vielen Fällen verdickt sich das Großzehengrundgelenk, das zudem überwärmt ist und sehr empfindlich auf Druckschmerzen reagiert. Durch die Fehlbelastungen, die bei einem Hallux rigidus auftreten, besteht zudem die Gefahr von Folgebeschwerden am Hüftgelenk oder am Knie.

Diagnose

Feststellen lässt sich ein Hallux rigidus in der Regel schon durch den Anblick des großen Zehs. So ist das Großzehengrundgelenk stark verdickt, gerötet und überwärmt. Mithilfe einer Röntgenuntersuchung lässt sich das Ausmaß des Hallux rigidus beurteilen.

Zur genauen Bestimmung des Krankheitsausmaßes kann auch eine Laufbandanalyse durchgeführt werden. Dabei misst man das Abrollverhalten des Fußes mithilfe einer Druckmessplatte.

Durch die Bodenreaktionskräfte kann gezielt der Einsatz der großen Zehen beim Laufen und Stehen angezeigt werden. Darüber hinaus hilft die Laufbandanalyse bei der Vorbereitung zur Versorgung des Patienten mit einer geeigneten orthopädischen Schuheinlage.

Behandlung

Auf welche Weise ein Hallux rigidus behandelt wird, hängt vom Ausmaß und den Ursachen der Fehlbildung ab. Wichtigstes Ziel der Behandlung ist es, das Fortschreiten der Arthrose zu stoppen, damit der Patient wieder schmerzfrei laufen kann.

Begonnen wird stets mit einer konservativen Therapie. So werden spezielle Schuheinlagen verordnet sowie Zugbehandlungen und krankengymnastische Übungen durchgeführt.

Um die Schmerzen zu lindern, erhält der Patient entzündungshemmende Medikamente. Manchmal werden auch Injektionen unmittelbar in den Gelenkspalt gespritzt, ebenso möglich sind Naturheilmittel wie die Teufelskralle oder homöopathische Mittel.

Operationen

Soll der Hallux rigidus jedoch nachhaltig behandelt werden, ist meist ein chirurgischer Eingriff erforderlich. Dazu kommen verschiedene Operationsverfahren in Betracht.

  • Bei einer Cheilektomie entfernt man den Knochenhöcker am Mittelfußköpfchen der großen Zehe und glättet die Kanten des Gelenks. Damit das Gelenk wieder ausreichend gestreckt werden kann, löst man Sehnenverklebungen.

  • Eine andere Operationsmethode ist die Operation nach Keller-Brandes, bei der man eine Teilentfernung des Gelenks vornimmt. Allerdings eignet sich dieses Verfahren nur für ältere Menschen.

  • Eine Alternative ist das Einsetzen einer Prothese. Diese Methode hat jedoch den Nachteil, dass die Prothesen nur begrenzt haltbar sind.

Grundsätzlich ist die Prognose bei einem Hallux rigidus positiv. Selbst wenn die konservativen Behandlungsmaßnahmen nicht erfolgreich sind, lassen sich durch eine Operation die Schmerzen reduzieren und die Beweglichkeit verbessern.

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  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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