Forscher finden Gene für Angststörungen

Träger mit einer bestimmten Gen-Variante reagieren deutlich schreckhafter im Schmerzerwartungsversuch

Von Cornelia Scherpe
8. September 2015

So mancher schaut gern Horrorfilme oder gruselt sich beim Krimilesen. In diesen Fällen ist die Angst ein kleiner Kick, der den Alltag ausblendet. Doch für Patienten mit einer Angststörung ist das nagende Gefühl ein ständiger Begleiter. Meist gibt es ein zugrundeliegendes Trauma, das die Angst als wichtiges Alarmsignal zu einem unerwünschten Dauerbegleiter machte. Welche Rolle die Gene dabei spielen, hat eine aktuelle Studie untersucht.

Schmerzerwartung im Versuch

114 Menschen wurden an der Universität in Greifswald zum Experiment eingeladen. Sie erklärten sich damit einverstanden, leichte Stromschläge während des Versuchs zu erhalten. Diese waren zwar nicht sehr schmerzhaft, aber bereits deutlich unangenehm.

Während des Experiments zeigten die Forscher ihren Teilnehmern verschiedene Figuren in einer bestimmten Reihenfolge. Folgte beispielsweise ein Stern auf ein Trapez, dann gab es einen Stromschlag. So lernten die Probanden, welche Kombination gefährlich ist.

Danach folgten noch zwei Durchgänge. Beim ersten gab es den Stromschlag nach den erwarteten Figuren, beim zweiten Durchlauf verzichteten die Forscher auf die Stromschläge. Beide Male wurde untersucht, wie die Testpersonen auf die erwarteten Schmerzen reagieren. Manche waren wie erwartet ängstlicher als andere.

Einfluss bestimmter Genregionen

Vor dem Experiment hatte man die Gene der Probanden analysiert. Ein besonderes Augenmerk hatte auf den Genregionen "5-HTTLPR" und "COMT Val158Met" gelegen. Erstere spielt eine Rolle beim Abbau des Hormons Serotonin und die zweite Region beeinflusst den Abbau von Dopamin und Noradrenalin.

Es zeigte sich, dass Träger mit einer kurzen 5-HTTLPR-Variante deutlich schreckhafter reagierten. Lag das Gen dagegen in einer längeren Variante vor, waren die entsprechenden Personen weniger ängstlich. Daraus leiten die Forscher ab, dass die Genregion 5-HTTLPR für das Erlernen von Furchtreaktion wichtig ist.

Auch die Region "COMT Val158Met" beeinflusste die Teilnehmer je nach Ausprägung. In einer Variante stärkte es das Sicherheitsgefühl der Probanden und sie waren weniger schreckhaft bei harmlosen Figurenkombinationen. In einer anderen Variante beeinflusste das Gen die Betreffenden so, dass diese eine immer hohe Schreckreaktion zeigten. Sie waren also in einer Art Dauerangst vor den Stromschlägen.