Ein Bauchschlagader-Aneurysma richtig therapieren: Wann abwarten, wann eingreifen?

Ein Stentgraft kann die erkrankte Stelle schonend ersetzen

Von Cornelia Scherpe
28. April 2017

Bei einem Aneurysma handelt es sich um eine tickende Zeitbombe im Körper. Ein Gefäß, meist eine Arterie, besitzt eine Aussackung ihrer Gefäßwände. Dadurch ist das Blutgefäß an einer Stelle besonders schwach und es kann zum Riss kommen. Eine solche Ruptur führt zu heftigen inneren Blutungen und bei den meisten Patienten zum sofortigen Tod. Sogar bei einem schnellen Eingriff bleibt die Sterblichkeit mit 40 Prozent hoch.

Das Problem der Ärzte: Nicht immer hatten Betroffene zuvor Beschwerden im Alltag, denn solange das Aneurysma nicht gerissen ist, bleibt der Kreislauf recht stabil. Damit die Vorsorge besser wird, haben die gesetzlichen Krankenkassen inzwischen ein Screening mittels Ultraschall in ihren Versorgungskatalog aufgenommen. Senioren ab 65 Jahren dürfen auf Kassenkosten zur Ultraschalluntersuchung der Bauchschlagader, denn dort treten die meisten Aneurysmen auf. Doch wie sollen Patienten und Ärzte reagieren, wenn eine Aussackung gefunden wird?

Größe des Aneurysmas ausschlaggebend

Die Empfehlung unterscheidet sich je nach Größe des Aneurysmas. Ist die Aussackung im Durchmesser kleiner als vier Zentimeter, wird eine abwartende Haltung angeraten. Der Patient bekommt Maßnahmen zum Erhalt oder zur Herstellung eines gesunden Blutkreislaufs vermittelt (z.B. bessere Ernährung für weniger Bluthochdrucksgefahr) und wird regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen gebeten. Spätestens jedoch bei einem Durchmesser über 5,5 Zentimetern ist das Aneurysma akut lebensbedrohend. Die Ausweitung muss dann in einer Operation unter Kontrolle gebracht werden.

Wenn es einer Behandlung bedarf

Das kann entweder durch eine Gefäßprothese geschehen oder durch das Setzen eines Stentgraften. Für die Prothese wird die erkrankte Stelle zunächst komplett entfernt und dann der künstliche Ersatz ins Gefäß implantiert. Der Stentgraft ist eine Mischung aus Stent (ein Drahtgeflecht, das bei Gefäßverengungen für genügend Blutfluss sorgt) und Gefäßprothese. Das Setzen eines Stentgraften wird als schonenderes Verfahren gehandelt. Die Sterblichkeit als OP-Folge liegt hier bei 0,9 Prozent. Bei der kompletten Gefäßprothese kommt man auf 5,4 Prozent.

Bei der Frage nach einer präventiven Operation sollte neben der Größe des Aneurysmas außerdem das Alter des Patienten abgewogen werden. Zu betagte Senioren kämpfen oft mit postoperativen Folgen. Auch weitere Erkrankungen beeinflussen die Genesungschancen nach der OP stark. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen via Ultraschall und eine Ursachenbekämpfung etwa mit Blutdruckmedikamenten bei Hypertonie oder Nikotinentzug bei Rauchern sind im Zweifelsfall die erste Wahl.