Bluttest statt Liquoruntersuchung kann neben der ALS-Diagnose auch eine Prognose stellen

Neurofilament-Konzentration im Blut erlaubt eine Aussage zur Lebenserwartung

Von Cornelia Scherpe
13. November 2018

Menschen, die unter ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) leiden, sind von einer seltenen degenerativen Krankheit betroffen. Bei ihnen sterben mehr und mehr Nervenzellen in den Muskeln ab. Daher fällt ihnen das Bewegen immer schwerer, bis sie gelähmt sind und im Endstadium an einem Aussetzen der Atemmuskulatur versterben.

In Deutschland sind circa 8.000 Menschen betroffen und eine Heilung ist bislang nicht möglich. Viele Patienten haben jedoch bereits einen langen Leidensweg hinter sich, bis sie die richtige Diagnose gestellt bekommen. Dies liegt an den bislang beschränkten Mitteln der Diagnostik. Der Neurologe muss nach seinem Erstverdacht eine Liquor-Analyse anordnen. Dafür wird den Betroffenen direkt Nervenwasser entnommen, damit es im Labor untersucht werden kann.

ALS-Bluttest hilft bei Diagnose und Prognose

Diese unschöne Liquorentnahme könnte bald durch einen schnellen Bluttest ersetzt werden. Über eine normal entnommene Probe kann im Blut nach den sogenannten Neurofilamenten gesucht werden. Diese Neurofilamenten bilden eigentlich das Gerüst der Muskelnerven, doch sterben diese Nerven ab, bewegen sich die Neurofilamenten als Fragmente im Blut. Je höher daher die Konzentration dieser Marker im Blut ist, desto mehr Muskelneuronen sind in letzter Zeit abgestorben. Der Bluttest kann daher nicht nur genutzt werden, um eine Neudiagnose zu stellen, sondern auch um bei bekannten ALS-Patienten eine Prognose zu formulieren. Über den Bluttest könnten die Ärzte dann die verbleibende Lebenszeit schätzen.

Geprüft wurde die Zuverlässigkeit des Tests bereits bei 124 ALS-Patienten, bei denen die Neurofilamenten im Blut als eindeutige Marker gefunden werden konnten. Zusätzlich untersuchten die Forscher 159 weitere Freiwillige, von denen einige keinerlei Nervenkrankheiten hatten und andere an Alzheimer oder Parkinson litten. So konnte ein Grenzwert für den neuen Marker festgelegt werden, ab dessen Erreichen die Wahrscheinlichkeit für ALS hoch ist.