Demenz als Infektion - ist Alzheimer wirklich ansteckend?

Von Cornelia Scherpe
2. Juli 2012

Die Ergebnisse einer aktuellen Studie halten die Medizinerwelt derzeit in Atem. Der Nobelpreisträger Stanley Prusiner hat herausgefunden, dass die Eiweiße, die für die Entstehung einer Demenz verantwortlich sind, ähnlich funktionieren wie jene Eiweiße, die zum Beispiel BSE bei Rindern auslösen. Anders ausgedrückt: Es handelt sich dabei um Prionen und diese sind ansteckend. Dies würde bedeuten, dass es sich bei der Demenz tatsächlich um eine Infektion handelt und die Krankheit durchaus von Mensch zu Mensch übertragbar sein könnte.

Prionen sind der Medizin bereits gut bekannt. Diese Proteinmoleküle breiten sich wie Erreger in ihrem Wirt aus und führen zu erheblichen Schäden des Gehirns. Bei Tieren weiß man bereits, dass ein erkranktes Exemplar sein gesundes soziales Umfeld damit infizieren kann und sich Dinge wie BSE daher in einer Herde rasant ausbreiten.

Sollten die demenzauslösenden Proteine ebenfalls von Mensch zu Mensch wandern können, hätte das für das Gesundheitswesen sehr weitreichende Folgen. Für Angehörige, Ärzte und Pflegepersonal müssten ganz neue Umgangsempfehlungen ausgesprochen werden. Bisher gibt es dafür aber noch keine konkreten Beweise. Die Forscher wissen nur, dass sich die Demenz-Proteine im inneren des Körpers genauso verhalten wie die Prionen bei BSE. Aktuell wird daher eher in die Richtung geforscht, warum Alzheimer sich im Menscheninneren ähnlich verhält, jedoch nicht von Mensch zu Mensch wandert. Dabei könnte sich aber natürlich dennoch herausstellen, dass der Infektionsweg möglich ist, nur bisher nicht erkannt wurde. Das muss die Zukunft zeigen.