Antikörper enttarnen Alzheimer-Erkrankung

Antikörper-Test lässt sich vermutlich auch bei der Diagnose von Krebskrankheiten anwenden

Von Ingo Krüger
12. Januar 2011

Alzheimer ist ein weit verbreitetes Leiden. In Deutschland sind rund 700.000 Menschen von dieser Erkrankung des Nervensystems betroffen. US-Wissenschaftler haben nun ein Verfahren entwickelt, mit dem sich krankheitstypische Antikörper im Blut von Alzheimer-Patienten nachweisen lassen.

Die Forscher um Thomas Kodadek vom Scripps Research Institute in Jupiter, Florida, fanden genau das Molekül, das sich ausschließlich an Antikörper aus dem Blut von Alzheimererkrankten heftet.

Zusammenspiel zwischen Antigenen und Antikörpern

Viele Krankheiten lassen den Körper Proteine bilden, die bei gesunden Menschen nicht auftreten. Diese Eiweiße, Antigene genannt, bewirken eine Reaktion des Immunsystems. Es entstehen Antikörper, die genau zu diesen Antigenen passen. Nur lassen sich bei den meisten Krankheiten nicht genau die Antigene identifizieren, die eine Immunreaktion herbeiführen.

Um genau das Antigen zu finden, mit dem die Antikörper aus dem Blut von Alzheimer-Patienten reagieren, benutzte das Forscherteam um Thomas Kodadek Proben von sechs Erkrankten, sechs Gesunden und, zum Vergleich, von sechs Parkinson-Patienten.

Alzheimer in Zukunft möglicherweise wirksamer behandelbar

Aus der Ansammlung von rund 15.000 künstlich produzierten potenziellen Antigenen fanden die Wissenschaftler genau zwei Moleküle, die sich nur in dem Blut von Alzheimerkranken fanden. In dem Blut der Gesunden und der Parkinson-Patienten tauchten diese nicht auf. Die Reaktion auf die sogenannten IgG-Antikörper der Alzheimer-Patienten fiel bei diesen Molekülen dreimal stärker aus als auf die Antikörper in den anderen Blutproben.

Nun, so erklärt Kodadek, könne man Alzheimer früher erkennen und wirksamer behandeln: "Die Moleküle erkennen die krankheitstypischen Antikörper so gut, dass sie in einem Bluttest eingesetzt werden könnten." Er schränkt jedoch ein, dass noch weitere Studien notwendig seien, um die Ergebnisse seiner Forschungen zu bestätigen. Die Antikörper-Tests lassen sich möglicherweise auch bei anderen Krankheiten anwenden.

"Mit dem Antikörper-Test ist es vermutlich möglich, Krebs mehrere Jahre früher zu diagnostizieren, als es mit herkömmlichen Methoden machbar ist", vermutet Thomas Kodadek. Aber auch dies müsse noch genau erforscht werden.