Neue Behandlung lindert erstmals die Defizite bei Alzheimer

Eine Kombinationstherapie aus zwei etablierten Arzneien soll die Auswirkungen von Glutamat eindämmen

Von Cornelia Scherpe
20. Februar 2015

Es gibt bereits einige Medikamente, die das Voranschreiten von Morbus Alzheimer verlangsamen können, doch bisher ist die Krankheit unheilbar. Das bedeutet, dass bestehende Defizite nicht wieder ausgeglichen werden können.

Forscher arbeiten weltweit daran, diese Situation zu ändern und nun vermelden Wissenschaftler einen ersten kleinen Erfolg. Sie haben die beiden Wirkstoffe "Acamprosat" und "Baclofen" miteinander kombiniert und damit beachtliche Resultate erzielt.

Kombi-Therapie gegen geistige Defizite

Beide Arzneien sind bereits gut erforscht und auf dem Markt etabliert. Die Kombination hat sowohl im Tierversuch als auch bei den ersten 30 Freiwilligen gezeigt, dass geistige Defizite reversibel sind.

Bei Ratten konnte man beobachten, wie der Verlust an noch vorhandenen Neuronen im Gehirn kleiner wurde und dabei gleichzeitig die Anzahl der Entzündungsmarker zurückging. Bei kognitiven Tests zeigten die Tiere eine leichte Verbesserung im Vergleich zu vorab durchgeführten Leistungstests.

Dieses Ergebnis ließ sich auch auf 30 Alzheimer-Patienten übertragen, was die Kombi-Therapie zur ersten Behandlung macht, die Defizite lindert. Bisherige Versuche mit anderen Wirkstoffen hatten zwar im Tierversuch gewirkt, die Ergebnisse hatten sich aber nicht auf den Menschen übertragen lassen.

Wie funktioniert die neue Behandlung?

Die Wirkung geht auf den Effekt zurück, dass die Stoffe gemeinsam die giftigen Auswirkungen von Glutamat eindämmen. Glutamat kommt in jedem Gehirn vor und hilft in kleinen Mengen bei der Bildung des Gedächtnisses. Dafür werden die entsprechenden Nervenzellen stimuliert.

Bei Alzheimer jedoch liegt die Glutamatkonzentration viel zu hoch, was zu einer Dauerstimulation führt. Die Neuronen werden davon überlastet und sterben ab.

Die Wirkstoffe "Acamprosat" und "Baclofen" behindern den Signalweg der Glutamate und stellen sich so als Beschützer vor die Nervenzellen. Da beide Mittel bereits auf dem Markt sind, ist eine rasche Zulassung der neuen Kombitherapie recht wahrscheinlich.