Binge-Trinken in der Jugend: Alkoholkonsum verändert emotionale Hirnbereiche auf Dauer

Regelmäßiges exzessives Betrinken kann Jugendliche im Erwachsenenalter vor emotionale Probleme stellen

Von Cornelia Scherpe
15. März 2019

Für viele Jugendliche ist das Binge-Trinken, also sich in einem hohen Maße zu betrinken, noch immer im Trend und sie konsumieren beim Feiern extreme Mengen Alkohol. Das stellt nicht nur wiederkehrende Vergiftungen für den Körper dar, sondern erhöht die Suchtneigung im weiteren Leben. Eine aktuelle Studie hat zudem ermittelt, dass der frühe Konsum dazu führen könnte, dass sich im Gehirn dauerhafte Veränderungen etablieren. Das emotionale Zentrum verkümmert.

Für die Studie holten sich die Wissenschaftler die Zustimmung, bei 44 Menschen nach dem Tod eine Gehirnautopsie vorzunehmen. Alle waren in einem Alter von Ende 50 verstorben und ihr Lebenswandel war bekannt gewesen. Elf hatten vor dem 21. Lebensjahr bereits viel Alkohol konsumiert, elf weitere waren erst im Erwachsenenalter süchtig geworden. Die übrigen 22 waren zu keinem Zeitpunkt Alkoholiker gewesen und wurden als Vergleichsgruppe genutzt.

Messbare Hirnveränderungen durch das Betrinken schon im Jugendalter

Die Forscher fanden deutliche Unterschiede in der Amygdalae. Dies ist der Hirnbereich, in dem Menschen emotionale Signale verarbeiten. Bei jenen elf Personen, die schon als Jugendliche stark getrunken hatten, fand man 30 Prozent mehr BDNF-AS. Dies ist ein Gen, das den BDNF (ein Wachstumsfaktor) hemmt. Je aktiver das Gen, desto weniger BDNF ist verfügbar. Der Wachstumsfaktor ist jedoch wichtig für die Plastizität des Hirngewebes. Demnach führt frühes Trinken zu mehr Genaktivität, daher zu weniger BDNF und somit zu einer verminderten Funktion der Amygdalae.

Bei jenen elf Alkoholikern, die erst als Erwachsene süchtig wurden, war diese Veränderung nicht vorhanden. Ihre Amygdalae war so plastisch wie die der Kontrollgruppe aus Nicht-Trinkern.

Die Studie kann damit zwar nicht beweisen, dass Binge-Trinken in der Jugend alleinig der Grund für eine dauerhafte Veränderung des emotionalen Zentrums ist, doch es ist zumindest ein wesentlicher Faktor. Emotionale Probleme im Erwachsenenalter sind bei Alkoholikern mit frühem Trinkbeginn teilweise eine direkte Folge von Gehirnveränderungen.