Tiere lieben den Rausch: Alkohol und andere Drogen sind offenbar nicht nur menschliche Laster

Haben sie die Wahl, greifen manche Tiere bevorzugt zu Getränken mit einem höheren Alkoholgehalt

Von Cornelia Scherpe
28. Juli 2016

In den 1970er Jahren machte ein Tierfilm auf sich aufmerksam, in dem Tiere die Früchte des Marula-Baums fraßen und danach wie Betrunkene torkelten. Elefanten, Giraffen und Kleintiere fraßen die Früchte, die offenbar bereits gärten und damit Alkohol enthielten. Bei den großen Tieren geht man inzwischen davon aus, dass der Alkohlgehalt zu gering ist, eine Käferpuppe in der Baumrinde beim Fressen aber einen drogenartigen Rausch auslöste.

Damals ließ sich allerdings nicht mit Sicherheit sagen, ob die Tiere tatsächlich mit Absicht einen Rausch suchten. Ein neues Experiment zeigt jedoch: Offenbar sind nicht nur Menschen dem Alkohol und anderen Drogen nicht immer abgeneigt.

Sunda-Plumplori in der Studie

US-Forscher arbeiteten mit einem Sunda-Plumplori aus der Zoohaltung, der niemals mit Alkohol an sich in Kontakt gekommen war. Beim Sunda-Plumplori handelt es sich um eine Primatenart, die ihren Nahrungsbedarf unter anderem aus Blüten einer bestimmten Palmenart bezieht.

Diese Blüten besitzen einen Nektar, der einen Alkoholgehalt von bis zu 3,8 Volumenprozent haben kann. Im Schnitt liegt der Gehalt allerdings nur bei 0,6 Prozent. Man bot dem Tier verschiedene Zuckerlösungen an, die entweder ein, zwei oder vier Prozent Alkohol enthielten. Der Affe griff bevorzugt zu den Getränken mit mehr Alkohol.

Hochprozentiges bevorzugt

Man wiederholte den Test mit dem Fingertier, das zu den Lemuren zählt. Von diesem weiß man, dass es in seine Erbgut eine Veranlagung hat, die den Körper effektiv Alkohol verarbeiten lässt. Die Forscher boten zwei Fingertieren ebenfalls Zuckerlösungen mit entweder einem, drei oder fünf Prozent Alkohol. Auch diese Tiere griffen bevorzugt zu Getränken mit mehr Alkohol.

Alle drei Tiere tranken zudem die am höchsten dosierte Zuckerlösung nicht nur am liebsten, sondern auch gern viel davon; im Schnitt das Doppelte im Vergleich zur Schüssel mit nur einem Prozent Alkohol.