Senioren und Alkohol - oft beginnt die Sucht erst im Alter

Von Dörte Rösler
17. Juli 2014

Alkohol beschwingt und löst Ängste. In Kombination mit Medikamenten kann er aber auch gefährlich werden - und das spüren immer mehr Menschen, die erst im Alter mit dem Trinken anfangen. Die Sucht bei Älteren wird oft nicht erkannt, und es gibt wenig passende Behandlungskonzepte.

Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts trinkt fast jede fünfte Frau über 65 Jahren mehr als ihrer Gesundheit gut tut. Bei den Männern ist es jeder vierte. Allerdings: die zugrundeliegenden Grenzwerte sind niedrig. Für Männer sind es 0,5 Liter Bier oder 0,2 Liter Wein am Tag. Frauen sollten nur die Hälfte trinken.

Wie kommt es zu einer Abhängigkeit?

Auslöser für den Griff zur Flasche sind bei Senioren meist Einsamkeit, etwa nach dem Verlust des Partners, oder ein sinnentleerter Alltag. Da Ältere weniger soziale Kontrolle erleben, fällt ihr Alkoholkonsum spät auf. Wenn sie torkeln oder stürzen, führt die Umgebung das zudem aufs Alter zurück und nicht auf den Promillepegel.

Mediziner stehen dem Problem meist ratlos gegenüber. Mancher Hausarzt mag seinen älteren Patienten den Alkohol nicht verbieten - auch wenn es gravierende Nebenwirkungen mit Medikamenten geben kann. In Kombination mit Schlaftabletten entwickelt sich etwa schneller eine Sucht. Hinzu kommen hochprozentige "Stärkungsmittel" wie Klosterfrau Melissengeist oder Doppelherz, die eine Abhängigkeit fördern.

Damit die Senioren nicht chronisch abhängig werden, entwickeln Suchthilfevereine neue Konzepte. Aktuell läuft eine Studie, die 1.200 Betroffene bei einer Kurzzeitbehandlung begleitet, unter anderem in München und Dresden. Dazu gehört auch, den Alltag wieder mit Sinn füllen.