Der Erleichterungstrinker - Alkohol zum Stressabbau

Bei einer Alkoholabhängigkeit unterscheidet man zwischen verschiedenen Alkoholikertypen. Dazu gehört auch der Erleichterungstrinker bzw. Alpha. Dieser konsumiert Alkohol, um dadurch Stress, Sorgen oder Spannungen abzubauen. Man bezeichnet ihn auch als Konflikttrinker oder Problemtrinker. Informieren Sie sich über die Merkmale des Erleichterungstrinkers.

Von Jens Hirseland

Krankheitsbild Alkoholismus

Ein weit verbreitetes Problem der heutigen Gesellschaft ist die Alkoholkrankheit, die man auch als Alkoholismus, Alkoholsucht oder Trunksucht bezeichnet. Alkoholabhängigkeit zählt auf der ganzen Welt zu den größten Suchtproblemen überhaupt.

Allein in Mitteleuropa sind rund ein bis drei Prozent der Bevölkerung abhängig von Alkohol. In Deutschland liegt die Zahl bei ca. zwei Millionen Betroffenen.

Vor allem bei Männern kommt es häufig zu einer Alkoholabhängigkeit. Als besonders gefährdet gelten Männer zwischen 21 und 24 Jahren, aber auch Jugendliche sind zunehmend von Alkoholproblemen betroffen.

Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) definiert Alkoholkranke als exzessive Trinker. Zudem leiden die Betroffenen unter Beeinträchtigungen der physischen und psychischen Gesundheit.

Ein Alkoholabhängiger ist nicht in der Lage, das Trinken zu beenden. Zudem kann die Menge des konsumierten Alkohols nicht mehr kontrolliert werden. Aufgrund der Alkoholkrankheit kommt es jedes Jahr im Gesundheitssystem zu Kosten von mehr als 20 Milliarden Euro.

Trügerische Selbstverständlichkeit

In der heutigen Gesellschaft gilt der Genuss von Alkohol als etwas ganz selbstverständliches. So werden allein in Deutschland pro Jahr 30 Milliarden Euro für alkoholische Getränke ausgegeben. Lediglich sechs Prozent der deutschen Bevölkerung verzichtet komplett auf Alkohol.

Dennoch werden die meisten Menschen trotz jahrelangem Genuss von Alkohol nicht süchtig. Wodurch Alkoholismus entsteht, ist bislang nicht vollständig geklärt.

Die Wissenschaft vermutet aber, dass genetische Faktoren eine bedeutende Rolle spielen. Aber auch individuelle, familiäre oder soziale Faktoren sind von großer Wichtigkeit.

Definition

Erstmals definiert wurde die Alkoholkrankheit im Jahr 1849 von Magnus Huss. Zu den ersten Forschern, die Alkoholabhängigkeit als Krankheit ansahen, gehörte der amerikanische Physiologe Elvis Morton Jellinek (1890-1963), der in den fünfziger Jahren eine Klassifikation von Menschen mit Alkoholproblemen erstellte. Diese Alkoholikertypologie nach Jellinek ist noch heute in der Medizin gebräuchlich.

Kategorien

Dabei werden Alkoholkranke in fünf verschiedene Kategorien eingeteilt. Dazu gehören

  • der Alpha-Trinker oder Erleichterungstrinker
  • der Beta-Trinker oder Gelegenheitstrinker
  • der Gamma-Trinker oder Suchttrinker
  • der Delta-Trinker oder Spiegeltrinker sowie
  • der Epsilon-Trinker, den man auch Quartalssäufer oder Quartalstrinker nennt.

Als Abkürzung der verschiedenen Typen dienen die fünf ersten Buchstaben des griechischen Alphabets.

Im Folgenden gehen wir etwas näher auf den Alpha-Typen ein.

Der Erleichterungstrinker

Der Alpha-Typ wird auch als Erleichterungstrinker, Konflikttrinker oder Problemtrinker bezeichnet. Typisch für diesen Trinker-Typ ist, dass er Alkohol vor allem zum Abbau von

  • inneren Spannungen
  • Stress
  • Frust
  • Verzweiflung
  • Sorgen oder
  • Konflikten

konsumiert. Einem festen Trinkschema folgt der Betroffene dabei nicht. Durch den Alkohol erhält der Erleichterungstrinker Entspannung, Zufriedenheit sowie ein Gefühl der Sicherheit. Die beruhigende und berauschende Wirkung des Alkohols erfolgt im Gehirn am Belohnungszentrum, dort, wo auch andere Drogen ihren Effekt zeigen. Ein Kontrollverlust ist nicht sichtbar, jedoch ein undiszipliniertes Trinken.

Bezüglich seiner Situation lässt sich sagen, dass der Alpha-Typ meist leichte Probleme im familiären oder sozialen Umfeld aufweist. Auch, wenn vor ihnen bestimmte schwierige Situationen liegen, die sie bewältigen müssen, greifen Erleichterungstrinker häufig zum Alkohol. Mögliche Auslöser sind zudem auch körperliche sowie psychische Beschwerden.

Grad der Abhängigkeit

Eine körperliche Abhängigkeit vom Alkohol besteht bei dem Alpha-Typ trotz seines undisziplinierten Trinkverhaltens nicht, sodass er normalerweise jederzeit mit dem Trinken aufhören kann. Oftmals ist aber eine psychische Abhängigkeit der Fall.

Obwohl es beim Erleichterungstrinker nicht zu einem Kontrollverlust kommt, besteht dennoch die Gefahr von gesundheitlichen Schäden. Darüber hinaus sind Alpha-Trinker stark gefährdet, alkoholkrank zu werden, wenn sie ihre Probleme nicht lösen können.

Nach Definition von Jellinek könnte man den Erleichterungstrinker in die präalkoholische Phase einräumen. Mit seelischen Belastungen kann er immer schlechter umgehen; aus diesem Grund konsumiert er Alkohol. Dies führt dazu, dass seine Alkoholverträglichkeit immer weiter ansteigt.

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