Akuter Nierenschaden bei Kindern: Das Sterberisiko steigt unerwartet stark

Studie zeigt, dass dass akute Nierenprobleme bei Kindern ernster genommen werden müssen

Von Cornelia Scherpe
5. Dezember 2016

Die Nieren des Menschen helfen beim Entgiften und werden über die Lebensjahre immer stärker beansprucht. Bei Kindern haben sie allerdings noch wenig Kontakt zu Giften gehabt und gelten als entsprechend gestärkt. Aus diesem Grund ging man bisher in der Medizin davon aus, dass sich Kinder mit einem akuten Nierenschaden besser als Erwachsene erholen. Die Gefahr für das Leben wurde aber unterschätzt, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Gefahr akuter Nierenprobleme bei Kindern

Die Forscher begleiteten 4.683 Kinder auf insgesamt 32 verschiedenen Kinder-Intensivstationen. Die jüngsten Patienten waren drei Monate, die ältesten Heranwachsenden 25 Jahre. Die Nierenfunktion wurde bei jedem Kind nach den sogenannten KDIGO-Kriterien ermittelt.

  • Von einem akuten Nierenversagen ist dann die Rede, wenn der Laborwert Serumkreatinin binnen zwei Tagen um 0,3 mg/dl oder binnen sieben Tagen um das 1,5-Fache steigt.
  • Auch zu wenig Urin gilt als Kriterium für das Nierenversagen. Der Grenzwert liegt gemessen über sechs Stunden bei weniger als 0,5 Milliliter Urin pro Kilogramm Körpergewicht in der Stunde.

Bei 1.261 Kindern wurden die Kriterien erfüllt und es lag ein Nierenversagen vor. Das sind 26,9 Prozent. Genaue Untersuchungen zeigten bei 543 Kindern - 11,6 Prozent - eine schwere Schädigung des Nierengewebes. Von den akuten Problemen erholten die Kinder sich nicht so wie erwartet. Insgesamt verstarben innerhalb eines Monats 60 Kinder mit Gewebeschäden, das sind elf Prozent. Von den 4.140 ohne schwere Schäden waren es 195 und damit "nur" 2,5 Prozent.

Kontrolle der Urinmenge gefordert

Das zeigt, dass akute Nierenprobleme bei Kindern ernster genommen werden müssen. Bei 355 Kindern aus der Studie waren die Probleme sogar nur erkannt worden, da die abgegebene Urinmenge mittels Katheter gesammelt und gemessen wurde. Das ist im Klinikalltag nicht die Norm. Da bei diesen Kindern die Laborwerte nicht abweichend gewesen waren, wäre der Nierenschaden gar nicht entdeckt worden. Die Forscher regen daher an, das zu ändern und die Urinmenge künftig immer zu kontrollieren.