Der Fleischkonsum in Indien wächst: Vegetarische Traditionen gehen verloren

Von Nicole Freialdenhoven
23. Juli 2012

In früheren Jahren galt Indien als Paradies für Vegetarier. Viele Backpacker und andere Reisende wurden sogar erst in Indien zum Vegetarier, nachdem sie die dortige Vielfalt der fleischlosen Küche kennengelernt hatten. Doch wie in anderen Regionen der Welt ändert sich auch in Indien das Essverhalten der Einheimischen: Steigender Wohlstand führt zu steigendem Fleischkonsum. Für die indische Mittelschicht gilt der Fleischverzehr sogar als Statussymbol.

Der Vegetarianismus hat in Indien religiöse Gründe: Da der größte Teil der Inder an die Wiedergeburt glaubt, ist auch die Gefahr groß, einen verstorbenen Menschen, der als Tier wiedergeboren wurde, zu verzehren. Am stärksten ausgeprägt ist dies bei Anhängern der weitverbreiteten Jain-Sekte: Sie tragen sogar einen Mundschutz um nicht versehentlich ein Insekt einzuatmen und zu verschlucken. Rindfleisch ist sogar bei allen Hindus tabu, denen die Kuh heilig ist, Schweinefleisch sowieso.

Während jedoch bislang 40% der Inder rein vegetarisch aßen, sinkt ihr Anteil seit einigen Jahren. Amerikanische Fastfood-Ketten wie Kentucky Fried Chicken sind in und auch zuhause kommt immer häufiger Huhn oder Lamm auf den Tisch. Damit stehen die Inder im bemerkenswerten Kontrast zum Westen, wo immer mehr Menschen auf eine vegetarische Ernährung umsteigen.