Leben Vegetarier wirklich gesünder? Studie ermittelt weniger Herzinfarkte, aber mehr Schlaganfälle

Vegetarier und Pescetarier haben überraschenderweise ein höheres Schlaganfallrisiko als Fleischesser

Von Cornelia Scherpe
16. Oktober 2019

Für viele Menschen ist es eine Grundsatzdebatte geworden. Isst man Fleisch oder verzichtet man bewusst komplett und stellt sich auf eine vegetarische Ernährung ein? Anders als reine Veganer konsumieren Vegetarier dennoch tierische Produkte wie Eier oder Milch. Eine weitere Untergruppe sind Pescetarier, die Schwein, Rind, Geflügel und Co. meiden, jedoch Fisch essen. Welche Lebensmittel für einen Menschen wirklich gesund sind, wird teils sehr emotional debattiert. Eine aktuelle Studie aus Großbritannien stellt Daten vor, die Vegetarier, Pescetarier und Fleischkonsumenten auf das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle hin einordnet.

1993 wurden insgesamt 48.188 Frauen und Männer eingehend zu ihrer Ernährung befragt. 16.354 waren Vegetarier, 7.506 waren Pescetarier. Der Rest (24.428 Teilnehmer) aß regelmäßig Fleisch. Als die Probanden 2010 erneut Fragen zu ihrer Ernährung und Gesundheit beantworteten, konnten Rückschlüsse von der Ernährung auf die Herz-Kreislauf-Erkrankungen gezogen werden.

Fleischesser leiden am häufigsten unter Herzkrankheiten

Innerhalb der vergangenen 18 Jahre hatten 2.820 Teilnehmer Herzkrankheiten entwickelt. Es hatten sich 1.072 Schlaganfälle ereignet, wobei in 300 Fällen ein Hirngefäß komplett gerissen war (hämorrhagischer Schlaganfall).

Wer nur vegetarisch gelebt hatte, besaß ein geringeres Risiko für Herzleiden. Es lag 22 Prozent unter dem der Fleischkonsumenten. Die Quote für Pescetarier war nicht ganz so gut, befand sich aber noch 13 Prozent über denen, die auch anderes Fleisch aßen.

Vegetarier mit höherem Schlaganfallrisiko

Überraschend war für die Forscher, dass eine vegetarische Lebensweise zwar das Herz zu schützen scheint, jedoch nicht die individuelle Gefahr für Schlaganfälle mindert. Das Risiko lag sogar 20 Prozent über dem der Fleischkonsumenten. Vor allem hämorrhagische Hirninfarkte trafen Vegetarier vermehrt. Pescetarier waren seltener als reine Vegetarier, aber häufiger als fleischessende Menschen betroffen.

Die Zahlen sind umso interessanter, wenn die Forscher zusätzlich angeben, dass die Vegetarier im Schnitt zehn Jahre jünger als die Fleischkonsumenten waren und gemeinsam mit den Pescetariern eigentlich gesünder lebten. Sie trieben häufiger Sport als Fleischesser, rauchten weniger und hatten insgesamt seltener Erkrankungen wie Diabetes. Warum daher das Schlaganfallrisiko größer ist, wissen die Forscher nicht. Eine mögliche Erklärung könnte in einer schlechteren Versorgung mit Vitamin B12 und anderen Stoffen liegen, die vor allem im Fleisch zu finden sind.