Die Zunge - Wichtig für die Geschmackswahrnehmung, den Nahrungstransport sowie als Sprachinstrument

Als Zunge bezeichnet man ein Muskelorgan, das sich in der Mundhöhle befindet. Sie ist wichtig für die Sprachbildung und für den Geschmackssinn.

Von Jens Hirseland

Bei der Zunge (Lingua) handelt es sich um ein Muskelorgan, das in der Mundhöhle liegt. Sie wird von Schleimhaut überzogen und füllt fast den gesamten Mund aus.

Darüber hinaus erfüllt sie zahlreiche Aufgaben. So ist sie überaus wichtig für:

  • die Sprachbildung
  • den Geschmackssinn
  • das Saugen, Kauen und Schlucken

Aufbau der Zunge

Unterteilungen

Unterteilt wird die Zunge in drei Abschnitte:

  1. den Zungenkörper (Corpus linguae)
  2. die Zungenwurzel (Radix linguae)
  3. die Zungenspitze (Apex linguae)

Die Außenflächen der Zunge unterscheidet man in:

  1. Zungenrand (Margo linguae)
  2. Zungenrücken (Dorsum linguae)
  3. Zungenunterseite (Facie interferior linguae)
Die Zunge wird unterteilt in Zungenkörper, Zungenwurzel und Zungenspitze
Die Zunge wird unterteilt in Zungenkörper, Zungenwurzel und Zungenspitze

Die Zungenwurzel

Der hinterste und zugleich auch dickste Teil der Zunge ist die Zungenwurzel, die man auch Zungengrund nennt und an der sich die Zungenmandel (Tonsilla lingualis) befindet. Für die Befestigung der Zungenwurzel sorgt das Zungenbein (Os hyoideum). Das Zungenbein wiederum wird durch Bänder und Muskeln mit dem Kehlkopf (Larynx) verbunden.

Für die Trennung von Zungenwurzel und Zungenkörper ist der Sulcus terminalis zuständig. Zusammengesetzt wird der Corpus linguae von der Zungenmuskulatur.

Diese unterteilt man in äußere und innere Muskelgruppe. Da die Fasern der Muskeln in sämtliche Richtungen angeordnet sind, erhält die Zunge dadurch ihre große Beweglichkeit.

Im Zwischenraum der Muskelfaserbündel befinden sich zahlreiche Gefäße und Nerven. In der Zungen-Medianebene liegt das Septum linguae, eine bindegewebige Scheidewand, die aus Sehnenfasern besteht. An der Zungenspitze, die von Schleimhaut bedeckt wird, laufen der rechte und der linke Zungenrand zusammen.

Der Zungenrücken

Die Oberseite der Zunge nennt man Zungenrücken. An der Spitze des Sulcus terminalis hat der Zungenrücken eine dreieckige Vertiefung, die man als Foramen caecum bezeichnet. In der Medianebene befindet sich der Sulcus medianus. Dieser teilt die Zunge in eine rechte Hälfte und eine linke Hälfte ein.

Die untere Zungenfläche ist mit dem Boden der Mundhöhle verwachsen. Die Anheftung erfolgt durch das Zungenbändchen (Frenulum linguae), einer Falte der Mundschleimhaut.

An den Seiten des Zungenbändchens befinden sich die Plicae fimbriatae, gezackte Schleimhautfalten. Durch den Zungenrand wird die Zungenunterseite vom Zungenrücken getrennt.

Funktionsweise der Innervation

Die motorische und sensible Innervation der Zunge erfolgt über verschiedene Nerven wie z.B. den Nervus hypoglossus, den Nervus glossopharyngeus und den Nervus lingualis. Für die arterielle Versorgung der Zunge ist die Arteria lingualis zuständig, die ein Ast der Arteria carotis externa ist, während die Vena lingualis für den venösen Abfluss verantwortlich ist.

Die Zungenschleimhaut

Bedeckt wird die Zunge von einer speziellen Schleimhaut. Die sehr dicke Zungenschleimhaut ist eine Fortsetzung der Mundschleimhaut. Zahlreiche Papillen (Zungenwärzchen) befinden sich auf ihr. Diese sind entweder platt, keulenartig oder fadenförmig und werden in zwei Gruppen unterteilt, die:

  1. mechanischen Papillen (Papillae mechanicae)
  2. die Geschmackspapillen (Papillae gustatoriae)

Papillen

Je nach Gestalt unterscheidet man die mechanischen Papillen in:

  1. konische (Papillae conicae) Papillen
  2. linsenförmige (Papillae lentiformes) Papillen
  3. fadenförmige (Papillae filiformes) Papillen

Durch die fadenförmigen Papillen erhält die Zunge die Samtartigkeit ihrer Oberfläche. Die Geschmackspapillen verfügen über eine Verbindung zu den Geschmacksknospen und dienen zur Aufnahme von Geschmacksreizen. Man unterteilt die Geschmackspapillen in:

  1. Pilzpapillen (Papillae fungiformes)
  2. Wallpapillen (Papillae vallatae)
  3. Blattpapillen (Papillae foliatae)

Speicheldrüsen

Die Zunge ist auch mit vielen kleinen Speicheldrüsen ausgestattet, die sich vor allem an der Zungenwurzel befinden. Der typische weißliche Zungenbelag entsteht durch die Verhornung des Epithels, das die gesamte Oberfläche der Zunge überzieht.

Aufgaben der Zunge

Nahrungstransport und Geschmackswahrnehmung

Die Zunge hat eine Vielzahl von wichtigen Aufgaben und Funktionen. Dazu gehört vor allem der Nahrungstransport. So verteilt sie die Nahrung zwischen den Zähnen und sorgt dafür, dass der Nahrungsbrei zum Rachen weitergeleitet wird.

Darüber hinaus zerdrückt sie durch ihre kräftigen Bewegungen die Nahrung, die zudem mit dem enzymreichen Speichel vermischt wird. Eine weitere wichtige Funktion ist die Geschmackswahrnehmung. Durch die Geschmacksknospen erhält das Gehirn Informationen über die aufgenommene Nahrung.

Die Geschmackszonen verteilen sich wie folgt:

  • Mit den vorderen Zungenseiten lassen sich salzige Speisen schmecken
  • Mit der Zungenspitze lassen sich süße Speisen schmecken
  • Mit den dahinter liegenden Zungenseiten lassen sich saure Speisen schmecken
  • Mit dem mittleren Teil lassen sich herzhafte und würzige Speisen schmecken
  • Mit dem hinteren Teil der Zunge lassen sich bittere Speisen schmecken

Sprachinstrument

Auch zum Sprechen ist die Zunge von enormer Bedeutung, da zahlreiche Laute ohne sie gar nicht gebildet werden können. Darüber hinaus kann die Zunge auch eine mimische Funktion haben, um z.B. Ekel oder Ärger auszudrücken.

Gesundheitsspiegel

Da die Zunge zudem Aufschluss über den Gesundheitszustand eines Menschen geben kann, wird sie häufig mithilfe eines Mundspatels untersucht. Auch der Zungenbelag kann Hinweise auf unterschiedlich Erkrankungen geben:

  • Vergrößerte, rötliche Zungenpapillen ("Himbeerzunge"): möglicher Hinweis auf eine Infektionserkrankung wie z.B. Scharlach
  • Schwarzer Zungenbelag: mögliche Nebenwirkung einer Antibiotikabehandlung
  • Übermäßig große Zunge: möglicher Hinweis auf eine Erkrankung der Schilddrüse oder auf einen Hirntumor
  • Hellrote, entzündete und brennende Zunge: möglicher Hinweis auf einen Vitaminmangel oder Blutarmut
  • Stark geschwollene Zunge: möglicher Hinweis auf eine allergische Reaktion
  • Trockene Zunge: möglicher Hinweis auf eine Speicheldrüsenerkrankung
  • Glatte, dünne und schmale Zunge: möglicher Hinweis auf eine Darmerkrankung, Blutarmut oder Antibiotikabehandlung
  • Zunge mit ungleichmäßigem Belag oder Zahnabdrücken: möglicher Hinweis auf nächtliches Zähneknirschen

Veränderungen und Erkrankungen der Zunge

Wie alle anderen Körperteile, kann auch die Zunge durch Erkrankungen beeinträchtigt werden.

Zungenentzündung

Zu den häufigsten Erkrankungen der Zunge gehört die Zungenentzündung (Glossitis), die sowohl akut als auch chronisch verlaufen kann. Dabei sind zumeist der Zungenmuskel und die Zungenschleimhaut entzündet, wodurch es zu verschiedenen Beschwerden kommen kann, wie:

Ursachen einer Glossitis können Zungenverletzungen oder Vitaminmangel sein. In den meisten Fällen ist eine Zungenentzündung jedoch harmlos und erfordert keine spezielle Behandlung.

Landkartenzunge

Eine Veränderung der Zungenoberfläche und des Zungenrückens, bei der es zur Bildung von roten Flecken kommt, bezeichnet man als Landkartenzunge (Lingua geographica). Diese Veränderung ist allerdings harmlos und verursacht in der Regel keine Beschwerden.

Faltenzunge

Kommt es zu tiefen Furchen in der Zunge, spricht man von einer Faltenzunge (Lingua plicata). Die Ausprägungen sind dabei höchst unterschiedlich und verursachen in manchen Fällen unangenehmes Zungenbrennen.

Pilzbefall

Die Zunge kann zudem von Hefepilzen betroffen sein. Dabei kommt es zu einem weißgelben Belag, welcher gleichmäßig verteilt ist. Anders als bei der Leukoplakie, die als nächstes erklärt wird, lässt sich der Belag abstreifen.

Darunter kommt es zu Rötungen und leichten Blutungen. Zur Behandlung werden spezielle Medikamente verabreicht.

Leukoplakie

Bei einer Leukoplakie ist die Zunge von weißen Flecken betroffen. Die Erkrankung geht von der Mundhöhle aus und kann sich am Zungenrücken, sowie an den Seiten und der Unterseite bemerkbar machen. In etwa einem Drittel der Fälle artet die Leukoplakie in bösartige Tumore aus.

Zungenkrebs

Die gefährlichste Zungenerkrankung ist das Zungenkarzinom (Zungenkrebs). Dabei kommt es zu einem malignen Tumor im Zungenbereich.

Als Risikofaktoren für ein Zungenkarzinom gelten:

Zu den Beschwerden gehören:

Als Therapie ist zumeist ein chirurgischer Eingriff erforderlich, bei dem Teile der Zunge oder sogar die ganze Zunge entfernt werden müssen.