Hat der Mensch mehr Bakterien als Zellen im Körper?

Neuen Berechnungen zufolge ist das Verhältnis von Zellen und Bakterien wohl doch ausgeglichener als zuvor gedacht

Von Cornelia Scherpe
2. Februar 2016

Der menschliche Körper ist nicht nur ein Organismus für sich, sondern der Lebensraum für Millionen von Mikroorganismen. Allein im Magen-Darm-Trakt leben viele Bakterienstämme und sind sowohl für das Immunsystem als auch die Verdauung unverzichtbar. Doch wie viele Bakterien leben in einem Menschen?

Forscher in den 1970ern kamen auf Verhältnis von 1:10

Mit dieser Frage beschäftigt sich die Medizin schon eine geraume Zeit. In den 1970ern kamen Forscher in einer Schätzung auf ein Verhältnis von 1:10. Das bedeutet, dass auf eine menschliche Zelle direkt zehn Bakterien kommen und der Mensch daher quasi eine Minderheit im eigenen Körper ist. Ganz so unausgeglichen ist das Verhältnis neusten Berechnungen zufolge aber dann doch nicht.

Zellenarten unterscheiden sich stark in Größe und Gewicht

Die alte Schätzung ging nach dem Schema vor, das Körpergewicht eines Menschen zu ermitteln und diese Kilogramm durch das Gesamtgewicht der Zellen zu teilen. Wie viele Zellen ein Mensch im Durchschnitt hat, war schon damals bekannt.

In dieser Schätzung steckt jedoch ein grundlegendes Problem: Zwar kennt man die durchschnittliche Anzahl der Körperzellen und ihr Gewicht, doch dabei darf man nicht ignorieren, dass die einzelnen Zellarten teilweise erheblich in Größe und Gewicht auseinander gehen.

Die Mehrheit der menschlichen Zellen ist sehr leicht, denn es sind die roten Blutkörperchen, die bis zu 70 Prozent aller Zellen ausmachen. Platz 2 teilen sich größere Zellen wie

Sie machen aber bereits nur noch zwei bis maximal acht Prozent aus. Die übrigen 50 bekannten Zelltypen fallen dahinter zurück, können aber teilweise ein beachtliches Zellgewicht mit sich bringen. Es sind vor allen Dingen

die zwar nur 0,1 Prozent der Zellmasse ausmachen, dafür aber bis zu 75 Prozent des Gewichts.

Neue Berechnung kommt auf Verhältnis von 1:1

Forscher berechneten auf der Basis dieses Wissens das Verhältnis zwischen Körperzellen und Bakterien neu und kamen auf ein 1:1-Verhältnis. Da nach dem Stuhlgang rund 30 Prozent der aktuell vorhandenen Darmbakterien ausgeschieden werden, dürften die Körperzellen für einige Zeit nach dem Toilettenbesuch sogar in der Mehrheit sein.