Bereits der Anblick und Geruch des Essens stellen den Körper auf die Verdauung ein

Das vegetative Nervensystem reagiert schon vor der Nahrungsaufnahme mit der Aktivierung von Neuronenbereichen

Von Cornelia Scherpe
31. Dezember 2018

Beim Essen spielen sich im gesamten Körper komplexe Vorgänge ab, denn die Nahrung will nicht nur für die Energiegewinnung verdaut werden, auch Hormone für das Sättigungsgefühl werden ausgeschüttet und die Leber kümmert sich um die Entgiftung weniger bekömmlicher Substanzen. Forscher haben nun belegt, dass der Gesamtprozess der Verdauung nicht erst beginnt, wenn wir den ersten Bissen zerkauen, sondern deutlich früher: beim Anblick oder beim Geruch des Essens.

Am Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in Köln analysierten die Forscher die sogenannte "Kopfphase". Hierbei geht es nur um Veränderungen im Körper, wenn Lebensmittel mit den Augen, der Nase und den Geschmacksknospen wahrgenommen werden.

Mit der "Kopfphase" beginnt die Verdauung

Es zeigte sich, dass ohne einen Bissen zu schlucken, direkt mehrere physiologische Veränderungen im Körper stattfinden. Es wird nicht nur die Speichelproduktion angeregt, es steigt in Erwartung auf das Essen auch die Herzfrequenz. Zudem werden sofort vermehrt Verdauungsenzyme gebildet, die sich quasi bereit halten, um die erwartete Nahrung in ihre Nährstoffe zu zerlegen.

All diese Veränderungen werden vom vegetativen Nervensystem angetriggert. Die Wahrnehmung der Nahrung aktiviert verschiedene Neuronenbereiche im Gehirn und bereitet den Körper so vor. Unter anderem wird dabei auch die Leber vom Hypothalamus darüber informiert, dass in naher Zukunft "Arbeit" auf sie zukommt.

Die Forscher gehen davon aus, dass dieser Prozess von der Evolution so angelegt wurde, damit die Verdauung einer Speise so effektiv wie möglich erfolgt. Das dürfte für die frühen Menschen, für die das Finden von Nahrung noch ein Überlebenskampf war, sehr entscheidend gewesen sein. Je besser Nährstoffe aus dem Nahrungsbrei gewonnen werden, desto höher sind die Überlebenschancen auch bei geringeren Mengen.