Gründe, Durchführung und Risiken einer Stimmbandoperation

Die Stimmbänder sind das wichtigste Organ für die Stimme. Manchmal müssen sie operiert werden.

Von Jens Hirseland

Für die Stimme sind die Stimmbänder, auch Stimmlippen oder Stimmfalten genannt, unverzichtbar. Mithilfe von operativen Eingriffen lässt sich die Höhe der Stimme verändern.

Phonochirurgie

Operationen an den Stimmbändern fallen in das medizinische Spezialgebiet der Phonochirurgie. Unter diesem Begriff fasst man sämtliche Maßnahmen zur Erhaltung oder Verbesserung der stimmlichen Leistungsfähigkeit zusammen. Stellten Operationen an den Stimmlippen in früheren Zeiten ein großes Risiko dar, gelingen heute dank technischer Fortschritte auch feinste Eingriffe am Stimmapparat.

Indikation

Für einen phonochirurgischen Eingriff an den Stimmbändern kann es verschiedene Gründe geben. Generell gelten als Indikation:

  • eine Gewebeveränderung der Stimmband-Oberfläche
  • eine Gewebeveränderung im Inneren des Stimmbandes
  • Bewegungsstörungen der Stimmbänder
  • Gewebeverlust der Stimmbänder.

Dazu gehört vor allem das Entfernen von

  • Stimmbandpolypen
  • Papillomen auf dem Stimmband
  • Stimmbandzysten
  • Stimmlippenknötchen
  • Stimmlippenödemen sowie
  • schwingungsbehindernden Veränderungen der Stimmbänder.

Mitunter macht auch eine Stimmlippenlähmung, die meist infolge einer Schilddrüsenoperation auftritt, einen operativen Eingriff erforderlich. Operationen, die zur Erhöhung der Stimmhöhe dienen, sollten grundsätzlich nur dann erfolgen, wenn sämtliche konservativen Methoden nicht zum gewünschten Resultat führen.

Auch bei einem Gewebeverlust nach einem Stimmbandtumor wird eine Operation durchgeführt. Hierbei wird Fett implantiert, das das entfernte Gewebe ersetzt. Dies ist auch bei Altersstimme der Fall, wenn eine Rückbildung der Stimmbandmuskulatur erfolgen soll.

Im Falle einer Krebserkrankung liegt der Fokus der Phonochirurgie nicht in der Behandlung der Krankheit, sondern in der Bekämpfung der Stimmveränderungen, die durch den Krebs aufgetreten sind. Auch in diesem Fall gilt die Operation als letzte Möglichkeit und somit als Notlösung.

Methoden

Operationen an den Stimmbändern werden in der Regel minimal-invasiv durchgeführt. Das heißt, dass man auf ein Endoskop, das der Chirurg durch den Mund des Patienten führt, zurückgreift. Zum Einsatz kommen dabei feinste Instrumente wie

  • Messerchen
  • Scherchen und
  • kleinste Zangen,

mit deren Hilfe sich krankhafte Veränderungen entfernen lassen, ohne dass die tiefer liegenden Anteile der Stimmbänder in Mitleidenschaft gezogen werden. Eine andere Variante sind Eingriffe am Kehlkopfskelett, mit denen sich Spannung und Stellung der Stimmbänder verändern lassen.

Bei Veränderungen des Kehlkopfs, beispielsweise durch eine Krebserkrankung, wird im Rahmen eines endoskopischen Eingriffs unter Vollnarkose ein Rohr, etwa 25 Zentimeter lang, durch den Mund bis zum Kehlkopf geschoben. Durch dieses werden die Instrumente geschoben und der Eingriff kann unter dem Operationsmikroskop durchgeführt werden. Auf diese Weise vermeidet man äußere Schnitte.

Glottoplastik

Als Glottoplastik bezeichnet man das Verkürzen der Stimmbänder. Ziel dieses Eingriffes ist eine stärkere Spannung der Stimmlippen, um eine höhere Stimme zu erzielen.

Im Rahmen der Operation zieht der behandelnde Chirurg die Stimmbänder am Schildknorpel zusammen und vernäht sie anschließend. Die Erfolgsrate der Glottoplastik liegt bei 80 Prozent.

Um eine höhere Stimme zu erzielen kann man an den Stimmbändern operieren
Um eine höhere Stimme zu erzielen kann man an den Stimmbändern operieren

Cricothyroidopexie

Unter einer Cricothyroidopexie wird das Spannen der Stimmbänder verstanden. Durch das Erhöhen der Spannung der Stimmlippen lässt sich eine Anhebung der Stimmhöhe erreichen. Da die Stimmbänder selbst bei diesem Eingriff nicht operiert werden, ist das Risiko von Komplikationen wie Heiserkeit oder Stimmverlust gering.

Grundlage der Cricothyroidopexie ist die passive Spannung der Stimmlippen mithilfe eines Muskels. Dieser sorgt für die Regulierung der Stellung des Schildknorpels (Thyroid) sowie des Ringknorpels (Cricoid) zueinander.

Durchführung

Zu Beginn der Operation führt der Operateur einen kleinen Hautschnitt am Hals über dem Adamsapfel durch. Im Anschluss daran drückt er die beiden Knorpel zusammen und verbindet sie mit Drähten.

Auf diese Weise bleiben die Stimmbänder ständig angespannt. Damit sich die Drahtverbindungen im Laufe der Zeit nicht lockern, können sie auch mit Platten aus Titan fixiert werden.

Risiken

Wie alle Operationen, sind auch chirurgische Eingriffe an den Stimmbändern mit gewissen Risiken verbunden. So muss der Phonochirurg bei einer Glottoplastik überaus exakt arbeiten, um die Stimmbänder nicht zu stark zu belasten.

Bei Fehlern besteht die Gefahr, dass es zu Heiserkeit oder einer krächzenden Stimme kommt, wodurch weitere Operationen unumgänglich sind. Nach dem Einbringen von Implantatmaterialien können Unverträglichkeitsreaktionen auftreten, was jedoch nur selten vorkommt. Häufige Nebenwirkungen nach einer Stimmbandoperation sind vorübergehende Schluckbeschwerden.

Nach einer Stimmbandoperation

Nach dem Eingriff sollte der Patient möglichst wenig sprechen und nur breiige Nahrung essen. In der Regel verheilen die Nähte nach einer Woche, sodass man schnell wieder normale Nahrung zu sich nehmen kann.

Mitunter klingt die Stimme nach einer Stimmbandoperation unnatürlich hoch, was jedoch nur vorübergehend ist. Da das Sprechen nach dem Eingriff oftmals nicht leicht fällt, ist es ratsam, logopädische Maßnahmen durchzuführen.