Erstmaliger Nachweis gelungen- Forscher können bestätigen, dass Sehen keineswegs angeboren ist

Studie an blindgeborenen Kindern - Sehfähigkeit wird langsam erlernt und ist nicht von Anfang an da

Von Cornelia Scherpe
15. April 2011

Das Sehen gehört zu den fünf Sinnen des Menschen und wird von vielen als das wichtigste Sinnesorgan wahrgenommen. Bisher stritten sich die Forscher, ob das Sehen uns tatsächlich in die Wiege gelegt ist, oder nicht. Nun gelingt einem internationalen Team aus Wissenschaftlern der erstmalige Nachweis: Nein, Sehen ist uns keineswegs angeboren.

Zwar sind Sehnerven schon im Mutterleib ausgebildet und dafür vorgesehen, die Eindrücke der Umwelt ins Gehirn weiterzugeben, aber ob das wirklich stattfindet oder nicht, liegt am einzelnen Baby. Fakt ist, dass Sehen kein naturgegebenes Talent ist, sondern vom Kind erlernt werden muss.

Wenn wir einen Würfel und einen Ball gleicher Größe ertasten, heißt dies nicht, dass wir beide Gegenstände beim bloßen Ansehen erneut auseinander halten können. Dies klingt unglaubwürdig, wurde aber in der Studie eindeutig bewiesen. Der Tastsinn bei Blinden ist hervorragend ausgeprägt.

Sehen wird erlernt

Die Studie untersuchte blindgeborene Kinder, die durch eine Operation ihr Augenlicht bekamen. Kurz nach der OP konnten diese allein durch das Betrachten nicht unterscheiden, was der Ball und was der Würfel ist, obwohl sie dies beim Ertasten sagen konnten. Ihre Trefferquote lag beim Erblicken nur bei 58 Prozent, was etwa dem Ergebnis des Ratens gleich kommt.

Das Gehirn konnte also offenbar mit den Informationen des Auges noch nichts anfangen. Erst durch Lernen konnten die Kinder begreifen, wie Ecken aussehen und das der Ball rund ist. Die Fähigkeit zu sehen und Formen und Raumverhältnisse wahr zu nehmen, ist demnach nicht angeboren.