Visuelle Wahrnehmung ist eine Frage der Erfahrung

Von Viola Reinhardt
12. Juni 2014

Manchmal sieht der Mensch in Fahrzeugen, Gebäuden oder Dingen in der Natur Gesichter, die real betrachtet nicht vorhanden sind. Das Auge, und folgend das menschliche Gehirn, hat hier eine besondere Wahrnehmung, die nicht außergewöhnlich, sondern gänzlich normal ist. Wissenschaftler sehen darin als Erklärung, dass das Gehirn durch einen Lernprozess rascher bedeutende Sachen erkennt und somit einen deutlich geringeren Energieaufwand benötigt.

Tägliches Gehirntraining

Besonders Gesichter sind für uns Menschen von hoher Bedeutung, lassen sich darin Vertrautes ebenso wiederfinden wie auch das Befinden eines Gegenübers anhand der Mimik feststellen.

Studien haben zu diesem Thema zudem ergeben, dass das Gehirn beim Erkennen von Buchstaben und Zahlen ähnlich reagiert. Neben evolutionären Entwicklungen gehört somit auch das tägliche "Training" des Gehirns dazu, damit ohne große Anstrengung zum Beispiel gelesen oder geschrieben werden kann.

Funktionsweise des Anpassungsmechanismus bezüglich des Erkennens

Forscher sprechen hierbei von einem Anpassungsmechanismus, der sich durch wiederkehrende Umweltreize und Erfahrungen immer mehr ausprägt und ein rascheres Handeln in bestimmten Situationen auslöst. Interessanterweise konnten die Wissenschaftler jedoch im Rahmen von Tests herausfinden, dass gerade dieser Anpassungsmechanismus dann beim schnellen Erkennen von Buchstaben funktioniert, wenn diese in den uns bekannten lateinischen Schriftzeichen vorliegen. Abweichungen der Schriftzeichen, so etwa, wenn es sich um fremde Zeichen handelt, lösen diesen Mechanismus wiederum nicht im Gehirn aus.

Obwohl inzwischen schon viele wissenschaftliche Fragen zum Thema Sehen und Erfahrungen geklärt werden konnten sind weitere Untersuchungen notwendig, um herauszufinden inwiefern das visuelle Wahrnehmen und umweltbedingte Entwicklungsprozesse tatsächlich zusammenhängen.