Über Geschmack lässt sich streiten: Gene für Bitterstoffe verursachen unterschiedliche Wahrnehmung

Unterschiedliche Wahrnehmung der Bitterstoffe wird vererbt - Verschiedene Genvarianten machen den Unterschied

Von Cornelia Scherpe
5. November 2015

Den Ausspruch, dass sich über Geschmack streiten lässt, kennen viele. Jeder Mensch ist verschieden und das auch bei den Vorlieben am Mittagstisch. Dabei denken aber die meisten, dass wir beim Essen dennoch dieselben Geschmäcker wahrnehmen und nur unterschiedlich bewerten.

Eine aktuelle Studie zeigt nun aber, dass Geschmack nicht nur etwas mit Vorlieben zu tun hat, sondern verschiedene Menschen die selben Dinge auch unterschiedlich wahrnehmen. Grund dafür sind verschiedene Genvarianten.

Nehmen wir etwas in den Mund, reagieren die Geschmacksrezeptoren auf diesen Kontakt. Allein für die Wahrnehmung von bitter gibt es 25 bekannte Rezeptoren. Diese erkennen den Geschmacksstoff und ordnen die Intensität ein. Daher schmecken manche Dinge bitterer als andere.

Studie zeigt Unterschiede in den Genen auf

Wie unterschiedlich gerade die Wahrnehmung der Bitterstoffe ist, zeigt die Untersuchung mit 48 Freiwilligen. Sie bewerteten mehr oder weniger bittere Speisen und stimmten einer Genanalyse zu. Dabei fielen große Gemeinsamkeiten bei den Teilnehmern auf, die offenbar Artischocken als ungewöhnlich mild empfanden.

Die Genvarianten machen den Unterschied

Beim Essen einer Artischocke werden zwei Bitterrezeptoren besonders aktiv: TAS2R43 und TAS2R46. Beide liegen eng auf ihrem Chromosom und werden im Regelfall zusammen vererbt. Beide gibt es in zwei Varianten (sensitiv und insensitiv) und aufgrund der gemeinsamen Vererbung haben die meisten Menschen entweder beide Gene in der sensitiven oder beide in der insenstiven Form.

Letzterer Fall führt dazu, dass diese Menschen die Bitterstoffe einer Artischocke nur dann wahrnehmen, wenn die Konzentration sehr hoch ist. Artischocken schmecken für diese Menschen daher sehr mild.

Ein interessantes Gegenbeispiel war der Geschmack von Absinth. Hier waren sich die Probanden über den bitteren Geschmack einig. Ein Blick auf die Gene zeigte warum: Es sind die Gene TAS2R30 und den TAS2R46 entscheidend, um den Bitterstoff zu schmecken. Die Verteilung auf dem Chromosom ist jedoch so, dass immer eines der Gene sensitiv ist, nie beide insensitiv. Daher nehmen alle die bittere Note wahr.