Schilddrüsenwerte: am gesündesten lebt es sich am unteren Normbereich

Aktuelle Norm-Schilddrüsenwerte für ein gesundes Leben eigenlich zu hoch angesetzt

Von Cornelia Scherpe
11. Oktober 2017

Die Schilddrüse produziert lebenswichtige Hormone, weshalb sowohl eine Über- als auch eine Unterfunktion schwere Folgen für den Körper hat. Die Schilddrüse selbst stellt vor allem das Hormon Tetraiodthyronin (T4) her, welches in Organe wie Leber oder Nieren wandert und dort in Triiodthyronin (T3) umgewandelt wird.

Teil dieser empfindlichen Balance ist außerdem Thyreotropin (TSH), ein Botenstoff aus der Hirnanhangsdrüse. THS wandert über das Blut zur Schilddrüse und koordiniert so die Produktion der eigentlichen Schilddrüsenhormone.

Welche Schilddrüsenwerte als gesund gelten - und entsprechend im Normbereich liegen - wird statistisch ermittelt. Aktuell gilt für TSH ein Normalbereich von 0,4 bis 4,5 µU/ml und bei T4 ein Wert zwischen 0,86-1,94 ng/dl.

Bereits seit einigen Jahren beobachten Internisten jedoch, dass Menschen innerhalb des Normbereiches unterschiedliche Lebenserwartungen haben und daher über eine Anpassung der Orientierungswerte nachgedacht werden sollte. Eine aktuelle Studie liefert deutliche Zahlen dazu.

Geringere Werte, längeres Leben

Demnach leben sowohl Männer als auch Frauen länger, wenn ihre T4-Werte eher im unteren Bereich der derzeitigen Norm liegen. Was im Moment also noch als normal-hoch gilt, könnte im Grunde für ein gesundes Leben schon zu hoch sein.

Betrachtet wurden die Daten von 7.785 Menschen mit Normalwerten. Sie waren zu Studienbeginn 1989 im Schnitt 64,7 Jahre alt. Aktuell sind 1.357 dieser Teilnehmer verstorben und die Auswertung zeigt, dass es vermehrt Männer und Frauen mit Normwerten im oberen Bereich waren. Teilnehmer mit niedrigen T4-Normwerten lebten 3,2 Jahre und Teilnehmerinnen 3,5 Jahre länger als Geschlechtsgenossen mit hohen Normwerten. Gleichzeitig sank bei ihnen das Risiko auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Männer lebten 3,1 Jahre und Frauen 2,5 Jahre länger ohne Beschwerden. Ähnlich sah es aus, wenn nur THS betrachtet wurde. Hier gelten allerdings niedrige Werte als Risiko, denn eine geringe THS-Ausschüttung im Gehirn bedeutet automatisch mehr T4 im Blut. Teilnehmer mit niedrigen Normwerten lebten zwei Jahre und Teilnehmerinnen 1,4 Jahre kürzer. Herz-Kreislauf-Erkrankungen traten bei Männern 1,5 Jahre und bei Frauen 0,9 Jahre früher auf, wenn THS niedrig war.