Der Geruchssinn wird oft unterschätzt: Geruch beeinflusst den Menschen stark

Von Cornelia Scherpe
4. Juli 2014

Der Mensch verfügt für die primäre Wahrnehmung seiner Umwelt fünf Sinne. Das Sehen nimmt dabei die wichtigste Position ein und macht allein schon 80 Prozent der Informationen aus, die wir erhalten. Danach kommen die Sinne des Hörens, Tastens, Schmeckens und natürlich das Riechen. Im Gegensatz zu vielen Tieren ist der Geruchssinn beim Menschen relativ verkümmert.

Gerüche wirken sich auf das menschliche Verhalten aus

Hunde kämen sich mit der Nase eines Menschen regelrecht blind vor. Dennoch wird der menschliche Geruchssinn oft stark unterschätzt. Das Riechen hat einen nicht zu leugnenden Einfluss auf das Verhalten eines Menschen. Oft geschieht dies jedoch ganz unbewusst. Forscher haben beispielsweise herausgefunden, dass die Wahrnehmung von Angstschweiß viele Menschen dazu anregt, empathisch zu sein. Dies zeigten auch MRT-Aufnahmen vom Gehirn, wenn man Probanden entsprechende Geruchsproben gab.

In einer Studie zu Zitrusparfüm haben Forscher aus den Niederlanden sogar herausgefunden, dass der frische Geruch die meisten Menschen wohl unbewusst an Reinigungsmittel erinnert und sie einen nach Zitrone riechenden Raum weniger stark verschmutzen. Getestet wurde dies mit Abteilen im Zug, die entweder mit einem solchen Raumspray zum Duften gebracht wurden, oder aber unbehandelt waren. Es kam in den Zitrus-Räumen zu einer 50 Prozent geringeren Verschmutzung durch die Testpersonen, die natürlich über den Versuchsaufbau im Unklaren gelassen worden waren.

Assoziation mit Erinnerungen und erlerntem Verhalten

Psychologen gehen davon aus, dass es kulturgeprägte Gerüche gibt, die in den Menschen eines Kulturkreises ähnliches Verhalten triggern. Wer einen "sauber riechenden" Raum betritt, wird automatisch und unbewusst auf die eigene Verschmutzung achten.

Gerüche sprechen das Gehirn stark an und wecken dabei vor allen Dingen Erinnerungen. So werden Verhaltensvorstellungen aktiviert. Es gibt allerdings auch ganz persönliche Geruchserinnerungen, wie etwa der Geruch des Elternhauses. Daher fühlen viele Erwachsenen sich sicher und ein wenig melancholisch, wenn Sie die Eltern besuchen. Dies gilt natürlich nur bei einem guten Verhältnis. Der bekannte Duft kann ebenso Unsicherheit und Aggression auslösen. Der Geruch ist oft so fest mit Erinnerungen und trainiertem Verhalten verbunden, dass man schneller reagiert als man nachdenken kann.