Wie der Gang die Psyche beeinflusst - mit Biofeedback zu besserer Laune

Die eigene Körperhaltung führt zu einer selektiven Wahrnehmung

Von Dörte Rösler
27. Oktober 2014

Am Gangbild kann man nicht nur Männer und Frauen unterscheiden, fröhliche Menschen gehen auch anders als depressive. Dabei besteht eine Wechselwirkung zwischen Psyche und Körperhaltung - mit dynamischen Schritten und straffen Schultern lässt sich auch die Stimmung verbessern. Biofeedback nennen Forscher diesen Mechanismus.

Experiment

In einem Experiment haben die Wissenschaftler nun getestet, wie Gang und Körperhaltung auf die Psyche einwirken. Dazu ließen sie nichtsahnende Probanden auf einem Laufband gehen und währenddessen eine Liste mit Wörtern auswendiglernen. Die Teilnehmer glaubten, es handele sich um einen Gedächtnistest.

Zusammenhang zwischen Gehstil und Wahrnehmung

Über ihren Gehstil mussten die Probanden zudem versuchen, den Zeiger auf einem Display in einer bestimmten Position zu halten. Die Hälfte der Teilnehmer wurde so animiert, langsam zu gehen und die Schultern hängen zu lassen.

Die andere Hälfte musste einen strammen Schritt zulegen und die Arme aktiv bewegen, um den Zeiger in der richtigen Position zu halten. Anschließend wurde überprüft, welche und wie viele Wörter sich die Teilnehmer gemerkt hatten.

Fazit: bei depressiver Gehweise prägten sich die Probanden vorwiegend negative Wörter ein. Diejenigen, die eine dynamische Körperhaltung eingenommen hatten, erinnerten später mehr positive Ausdrücke.

Betrachtung der Dinge ist stimmungsabhängig

Diese Ergebnisse bestätigen die Erfahrung, dass depressive Menschen die Welt wie durch eine graue Brille betrachten und selektiv negative Ereignisse wahrnehmen. Wenn man bewusst aufrecht und aktiv geht, fühlt man sich dagegen automatisch besser und kann so den Tunnelblick durchbrechen.

Wer miese Laune hat, sollte deshalb einfach mal die Schultern straffen und zehn Minuten flott spazieren gehen. Schaden kann es auf keinen Fall.