Monogamie ließ den Penisknochen beim Menschen verschwinden

Forscher klären auf, warum Menschen im Gegensatz zu vielen Tierarten keinen Knochen im Penis haben

Von Cornelia Scherpe
21. Dezember 2016

Ein Knochen im Penis ist im Tierreich weit verbreitet und trägt den Namen Baculum. Der Penisknochen hilft vom riesigen Walross bis zur kleinen Maus den männlichen Artgenossen bei der Erektion und damit der erfolgreichen Fortpflanzung. In diesem Zusammenhang interessant: In vielen Tierarten, bei denen das Männchen einen Penisknochen hat, besitzen die Weibchen mit einem Klitorisknochen das passende Gegenstück. Der Grund dafür liegt noch völlig im Dunkeln.

Der Mensch hat diese Knochen nicht (mehr) und muss sich auf die Arbeit der Schwellkörper verlassen. Diese lassen nicht nur im Alter an Kraft nach, sondern können auch durch Krankheiten und Stress versagen. Daher stellt sich aus Sicht der Evolution die Frage: Warum hat der Mann das Baculum nicht?

Monogamie ließ den Penisknochen verschwinden

Damit sich beim Heranwachsen eines männlichen Embryos ein Penisknochen ausbildet, bedarf es einer bestimmten DNS-Sequenz. Welche das ist, konnten Forscher durch den DNS-Vergleich von Affen mit Penisknochen und dem Menschen herausfinden. Für Anthropologen liegt daher auch die Vermutung nahe, dass Vorstufen des heutigen Menschen durchaus einen Penisknochen hatten. Er ging quasi auf der Reise in die Moderne verloren. Der wahrscheinlichste Grund dafür: die Monogamie.

Das monogame Leben, also die Bindung an nur einen Fortpflanzungspartner, ist eine vergleichsweise junge Lebensführung. Aktuell geht die Anthropologie davon aus, dass der Homo erectus der erste Vorfahre war, der dauerhafte Lebenspartnerschaften einging. Das war vor rund 1,9 Millionen Jahren. Der Penisknochen hatte zuvor nur Vorteile, doch in der Monogamie überwog plötzlich ein Nachteil und daher bildete er sich zurück.

Schwellkörpersystem in der Monogamie von Vorteil

Das Baculum hat den Vorteil, dass eine sehr kurze Kopulation möglich ist. Der Sex muss nur wenige Sekunden dauern. Für polygame Säugetiere kann damit trotz Anwesenheit konkurrierender Männchen ein Weibchen schnell bestiegen und befruchtet werden. Müsste das Männchen nur auf das Schwellkörpersystem setzen, könnte der Akt zu lange dauern. Außerdem erlaubt der Penisknochen ein vergleichsweise tiefes Eindringen und damit die Abgabe des Spermas nahe der Gebärmutter. Das erhöht die Chance einer Befruchtung.

In der Monogamie ist weder ein eiliger Geschlechtsakt noch eine hohe Befruchtungschance bei einmaligen Sex wichtig. Die Partner haben häufig Sex und können sich Zeit lassen. Der Penisknochen wäre jetzt sogar von Nachteil: Die Frau könnte nicht anhand der Erektion beurteilen, wie potent und damit gesund der Partner ist. Ohne Penisknochen haben nur starke Partner eine gute Standfestigkeit.