Innenohrentzündung (Labyrinthitis) - Ursachen, Symptome und Therapie

Von einer Innenohrentzündung ist die Rede, wenn sich das so genannte Labyrinth, ein Bereich im Innenohr, infolge einer bakteriellen oder viralen Infektion entzündet hat. Diese auch Labyrinthitis genannte Ohrentzündung tritt meist als Folge einer Mittelohrentzündung auf und verursacht neben Ohrenschmerzen auch Schwindel sowie Hör- und Gleichgewichtsstörungen. Erfahren Sie hier mehr über die Ursachen, Beschwerden, Komplikationen sowie Behandlung einer Innenohrentzündung.

Von Jens Hirseland

Unter einer Innenohrentzündung (oder Labyrinthitis) wird eine Infektion im Innenohr verstanden, bei der eine Entzündung des Labyrinths vorliegt. Das Labyrinth zählt zu den empfindlichen Strukturen des Innenohrs.

In den meisten Fällen leiden erwachsene Menschen unter einer Innenohrentzündung, die nicht ansteckend ist. In manchen Fällen können aber auch Kinder an ihr erkranken.

Das Labyrinth

Beim Labyrinth handelt es sich um den innersten Bereich des Ohrs. Es besteht aus zwei Strukturen:

  • der Hörschnecke (Cochlea), die für das Hörvermögen zuständig ist
  • dem Gleichgewichtsorgan (Vestibularorgan), das für das Gleichgewicht sorgt
Anatomie des Ohres
Hörschnecke und Gleichgewichtsorgan bilden das sogenannte Labyrinth

Ursachen

Hervorgerufen wird eine Innenohrentzündung durch eine Infektion mit Krankheitserregern wie Viren oder Bakterien. Häufig dringen die auslösenden Keime aus dem Mittelohr bis ins Innenohr vor. Mitunter entstammen sie aber auch den Hirnhäuten oder wandern durch das Blut ein.

Bakterielle Labyrinthitis

Streptokokken in der Blutbahn
Bakterien (Streptokokken)

Zu den Bakterien, die für eine Labyrinthitis verantwortlich sein können, zählen:

  • Streptokokken
  • Staphylokokken
  • Haemophilus influencae
  • Pneumokokken

Oft ist die Entzündung des Innenohrs eine Folgeerscheinung einer Mittelohrentzündung (Otitis media), was sowohl für die akute als auch für die chronische Form gilt. Das ist besonders dann der Fall, wenn eine Vereiterung der Knochen, ein Cholesteatom, vorliegt.

Vorausgehen kann einer Labyrinthitis aber auch eine Hirnhautentzündung. Dabei können die Erreger über den Nervus vestibulochochlearis (Hör- und Gleichgewichtsnerv) bis zum Innenohr vordringen und dort eine Entzündung auslösen.

Eine Streuung von Bakterien kann zudem bei Erkrankungen wie Tuberkulose oder Syphilis erfolgen, sodass auch dies Ursachen für eine Innenohrentzündung sein können.

Virale Labyrinthitis

Viren in der Blutbahn
Viren

Zu einer Innenohrentzündung durch Viren kommt es zumeist durch Atemwegsinfektionen wie Schnupfen, die sich bis in den inneren Bereich des Ohrs ausbreiten. Meist sind Influenzaviren (Grippeviren) oder Adenoviren für die Labyrinthitis verantwortlich.

Bei ungeborenen Kindern besteht das Risiko, dass die Viren von der Mutter auf das Baby übertragen werden, was besonders bei Rötelviren oder Zytomegalieviren vorkommen kann.

In seltenen Fällen geht eine Labyrinthitis mit Gürtelrose (Herpes Zoster) einher. Diese Erkrankung wird durch eine Wiederaktivierung von im Organismus verbliebenen Varizellen hervorgerufen, die Windpocken verursachen.

Selten entsteht eine Innenohrentzündung auch durch eine Autoimmunerkrankung.

Symptome

Zu den häufigsten Beschwerden der Innenohrentzündung zählen

Die Symptome zeigen sich von Patient zu Patient unterschiedlich. Während sich einige Betroffene nur in geringem Maße beeinträchtigt fühlen, sind andere nicht mehr in der Lage, ihr Gleichgewicht zu halten. Ein Verlust an Hörvermögen kann sich sowohl nur auf ein Ohr beschränken, also auch an beiden Ohren bestehen.

Darüber hinaus können noch weitere Symptome bei einer Innenohrentzündung auftreten:

Komplikationen

Bei einigen Patienten kann die Innenohrentzündung einen chronischen Verlauf nehmen, der über Monate oder sogar Jahre anhält und von Schwindelgefühlen begleitet wird. Grundsätzlich fallen die Symptome bei einer chronischen Labyrinthitis jedoch geringer aus.

Andere Patienten leiden auch unter dauerhaftem Hörverlust oder Beeinträchtigungen des Gleichgewichtsorgans.

Diagnose

Erfolgt ein Besuch beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt, befasst sich dieser zunächst mit der Krankengeschichte seines Patienten. Dabei erkundigt er sich nach den konkreten Beschwerden und forscht nach den Ursachen. Anschließend untersucht der Mediziner den Gehörgang, um einer Entzündung auf die Spur zu kommen. Auch das Hörvermögen wird durch einen Hörtest, ein Tympanogramm oder einen Stimmgabelversuch überprüft.

Arzt untersucht ein Ohr
Der HNO-Arzt untersucht den Gehörgang mit einem Otoskop

Wichtig ist außerdem die Kontrolle des Gleichgewichtssinns. Dazu gehört unter anderem der Standversuch bei geschlossenen Augen. Zur Beurteilung des Gleichgewichtsorgans gießt der Arzt kalte und warme Flüssigkeit in das Ohr.

In manchen Fällen kann auch eine Computertomographie (CT) für die Diagnostik der Labyrinthitis sinnvoll sein. Darüber hinaus müssen diverse andere Erkrankungen von der Innenohrentzündung abgegrenzt werden wie Morbus Meniere, Nervenstörungen oder ein Schlaganfall.

Therapie

Die Behandlung einer Entzündung des Innenohrs erfolgt durch die Gabe von Medikamenten. Leidet der Patient unter einer bakteriellen Infektion, erhält er Antibiotika, deren Gabe zumeist über eine Vene stattfindet. Mitunter lässt sich auch Kortison verabreichen. Des Weiteren werden Infusionen vorgenommen wie bei einer Tinnitus-Therapie. Wichtig ist außerdem, dass der Patient genügend Flüssigkeit zu sich nimmt und Bettruhe einhält.

Besteht neben der Innenohrentzündung außerdem ein Paukenerguss im Mittelohr, muss das Trommelfell chirurgisch geöffnet werden. Durch dieses Vorgehen läuft die angesammelte Flüssigkeit wieder ab. Außerdem wird vorübergehend ein Paukenröhrchen eingesetzt, damit der Erguss weiterhin abfließen kann.

Grafik einer Mittelohrentzündung
Eiteransammlung bei einer Mittelohrentzündung

Prognose

Findet die Behandlung einer Innenohrentzündung frühzeitig statt, nimmt die Erkrankung zumeist einen positiven Verlauf. Schon nach wenigen Tagen bilden sich die Symptome in der Regel wieder zurück. In manchen Fällen kann es aber auch einige Wochen dauern. Nicht immer lassen sich bleibende Beeinträchtigungen wie der Verlust von Hörvermögen oder Störungen des Gleichgewichts ausschließen.

Vorbeugung

Gerade bei Kindern, die häufiger unter Erkältungen und Mittelohrentzündungen leiden, ist eine regelmäßige Kontrolle durch einen HNO-Arzt wichtig, um rechtzeitig eine Behandlung einzuleiten, damit es nicht zu einer Labyrinthitis kommt. Als sinnvoll bei Risikopatienten gilt zudem das regelmäßige Entlüften des Mittelohrs.

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