Die Netzhaut - Nimmt Lichtreize auf, wandelt sie um und gibt sie weiter

Als Netzhaut oder Retina bezeichnet man eine Gewebsschicht, von der das Innere des Auges ausgekleidet wird. Sie ist wichtig für die Wahrnehmung von Lichtreizen.

Von Jens Hirseland

Funktion

Unter der Netzhaut, die man auch als Retina bezeichnet, versteht man die innerste Schicht der Augapfelschale. Sie gilt als sensorischer Bereich des Auges und ist wichtig, um Lichtreize wahrnehmen zu können.

Die Netzhaut ist ein wichtiger Bestandteil des Auges und setzt sich aus speziellem Nervengewebe zusammen. Sie liegt zwischen dem Glaskörper und der Lederhaut.

In der Netzhaut befinden sich die Sinneszellen. Diese Zellen sind für das Sehen enorm wichtig, da sie das Licht aufnehmen und es durch Nervenimpulse an das Gehirn weiterleiten.

Aufbau und Aufgaben

Von der Netzhaut werden zwei Arten von Lichtsinneszellen beherbergt. Dies sind die Stäbchen und die Zapfen, die für die Umwandlung von Lichtreizen in Nervenimpulse sorgen.

  • Durch ca. 120 Millionen Stäbchenzellen wird das Schwarz-Weiß-Sehen während der Dunkelheit ermöglicht.
  • Für das Farbensehen am Tag und während der Dämmerung sind rund sechs bis sieben Millionen Zapfen zuständig.

Am höchsten konzentriert sind die Zapfen im so genannten Gelben Fleck (Macula lutea), der sich in der Mitte der Netzhaut befindet und einen Durchmesser von ca. fünf Millimetern hat. Hervorgerufen wird die Farbe des Gelben Flecks durch Pigmente, die in die Netzhaut eingelagert sind.

Ein weiterer Teil der Netzhaut ist der so genannte Blinde Fleck (Sehnervenpapille). Durch diesen treten der Sehnerv, die Zentralvene sowie die Zentralarterien in die Netzhaut ein. Im Gegensatz zum Gelben Fleck befinden sich im Blinden Fleck keinerlei Sehzellen.

Aufbau der Netzhaut
Aufbau der Netzhaut

Unterschiedliche Schichten

Die Netzhaut wird morphologisch und funktionell in mehrere Schichten unterteilt. Die äußerste Schicht befindet sich direkt an der so genannten Bruchmembran. Dabei handelt es sich um eine membranartige Verdickung der Chorioidea (Aderhaut). Die innerste Schicht wiederum bildet die Grenze zum Glaskörper (Corpus vitreum).

Zu den Schichten der Netzhaut gehören:

  • die Pigmentepithelschicht
  • die Photorezeptorschicht
  • die äußere Grenzmembran
  • die äußere Körnerschicht
  • die äußere plexiforme Schicht
  • die innere Körnerschicht
  • die innere plexiforme Schicht
  • die Ganglienzellschicht
  • die Nervenfaserschicht
  • die innere Grenzmembran

Grob lässt sich die Netzhaut somit in eine äußere und eine innere Schicht einteilen. Bei der äußeren Schicht handelt es sich um retinales Pigmentepithel. Zu ihren Aufgaben gehören

  • die Lichtabsorption
  • der Vitamin A Stoffwechsel
  • der Abbau von abgestoßenen Photorezeptorzellen
  • der Wärmeausgleich zur Aderhaut und
  • das Filtern von kleinen Molekülen als äußere Blut-Retina-Schranke.

Die innere Schicht ist sehr viel komplexer aufgebaut. Man bezeichnet sie auch als neurosensorische Netzhaut. Die Rezeptoren, die einfallendes Licht in elektrische Impulse umwandeln, befinden sich als Stäbchen und Zapfen in der Photorezeptorschicht, dem 1. Neuron.

Das Licht passiert zunächst die anderen Schichten der neurosensorischen Retina, bevor es die Photorezeptoren erreicht. Es erfolgt die Umwandlung in elektrische Impulse und die Weiterleitung über die Ganglienzellenschicht (2. und 3. Neuron), wo die Informationsmenge reduziert und der Bildkontrast verbessert wird.

Beschwerden und Erkrankungen der Netzhaut

Die Netzhaut kann durch verschiedene Krankheiten in Mitleidenschaft gezogen werden. Diese sind schmerzfrei, da es in der Netzhaut keinerlei Schmerzfasern gibt; es ist daher wichtig, mögliche Veränderungen am Auge oder an der Sehqualität kontrollieren zu lassen.

Netzhautablösung

Eine der bekanntesten und häufigsten Netzhauterkrankungen ist die Netzhautablösung. Dabei kommt es zu einer langsamen Zerstörung der Netzhaut, bei der sich die lichtempfindliche Schicht der Netzhaut vom Pigmentepithel, der äußersten Schicht, abspaltet.

Zu den Symptomen gehören: das Auftreten von Lichtblitzen sowie das Bilden eines dunklen Vorhangs über dem Blickfeld. Wird auch der Gelbe Fleck in Mitleidenschaft gezogen, kommt es zu einer rapiden Verschlechterung des Sehvermögens. Im schlimmsten Fall droht die Erblindung des Patienten.

Vor allem Kurzsichtige und ältere Menschen sind häufig von einer Netzhautablösung betroffen. In vielen Fällen lässt sich eine Netzhautablösung mithilfe eines Lasers behandeln.

Die Netzhautablösung grafisch dargestellt
Die Netzhautablösung grafisch dargestellt

Diabetische Retinopathie

Die Netzhaut kann auch durch bestimmte Gefäßerkrankungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Dazu gehört vor allem die Diabetische Retinopathie.

Davon betroffen sind Diabetiker, bei denen es zu krankhaften Veränderungen der Gefäße kommt. Infolgedessen können Netzhautödeme oder Netzhautblutungen auftreten, die zu Sehverschlechterungen führen.

Man unterscheidet die nichtproliferative Retinopathie, bei der keinerlei Gefäßneubildungen bestehen, die proliferative Retinopathie, bei der es zu Neubildungen von krankhaften Blutgefäßen kommt, sowie die Makulopathie, bei der der Punkt des schärfsten Sehens in der Netzhautmitte geschädigt ist. Eine erfolgreiche Behandlung setzt die richtige und konsequente Therapie der Zuckerkrankheit voraus. Zudem sind Lasertherapien, Injektionstherapien und Operationen mögliche Behandlungsverfahren.

Auch während der Schwangerschaft sowie bei Neugeborenen kann es zu Gefäßveränderungen kommen. In diesem Fall spricht man von der eklamptische Retinopathie bzw. der Retinopathia praematurorum.

Altersbedingte Makuladegeneration

Eine der gefährlichsten Netzhauterkrankungen ist die altersbedingte Makuladegeneration, die als häufigste Erblindungsursache im Alter gilt. Verursacht wird die Erkrankung durch Ablagerungen von Stoffwechselprodukten im Netzhaut-Pigmentepithel, wodurch es zu Wucherungen in dieser Zellschicht kommt. Im weiteren Verlauf treten

auf, was eine langsame Verschlechterung des Sehvermögens bis hin zur Erblindung zur Folge hat.

Retinopathia centralis serosa

Bei der Retinopathia centralis serosa handelt es sich um eine Netzhautabhebung, die schwellungsbedingt auftritt. Hierbei tritt aufgrund eines Lecks Flüssigkeit aus der Aderhaut unter die Netzhaut, sodass es zu Unebenheiten kommt.

Zu den typischen Symptomen zählen

  • Weitsichtigkeit
  • ein grauer Fleck im Gesichtsfeld
  • Bildverzerrungen sowie
  • Farbwahrnehmungsstörungen.

Mögliche Behandlungsoptionen sind die Photodynamische Therapie oder eine Laserbehandlung.

Retinopathia pigmentosa

Die Retinopathia pigmentosa beschreibt eine angeborene Netzhauterkrankung, bei der es zur Zerstörung der Photorezeptoren kommt. Typisch sind

  • Nachtblindheit
  • Lichtempfindlichkeit
  • ein "Tunnelblick"
  • Störungen im Farbensehen sowie
  • Kontrastsehstörungen.

Eine wirksame Behandlung gibt es nicht. Studien zufolge soll die Einnahme von Vitamin A den Krankheitsverlauf verlangsamen.

Fundus hypertonicus

Eine durch Bluthochdruck verursachte Netzhauterkrankung bezeichnet man in der milderen Form als Fundus hypertonicus, während es ab dem dritten Stadium zur hypertensiven Retinopathie kommt; in diesem Stadium kommt es dann auch erst zu Symptomen, wie etwa einer nachlassenden Sehkraft. Es gilt, den hohen Blutdruck wieder zu senken; mitunter können jedoch bleibende Schäden bestehen.

Retinoschisis

Bei der Retinoschisis handelt es sich um eine Netzhautspaltung in zwei Schichten. Es kommt zudem zu Rissen in den Schichten sowie zu Netzhautdefekten.

Die erworbene Form zeigt sich meist bei weitsichtigen Männern ab dem 50. Lebensjahr, während die angeborene Form sehr selten ist und das X-Chromosom betrifft. Durch eine Laserbehandlung lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung mitunter verhindern.