Die Milz - Wichtig für den Abbau geschädigter Blutzellen und die Abwehrfunktion

Als Milz (Lien) bezeichnet man ein Organ des lymphatischen Systems. Sie befindet sich in der Bauchhöhle, in der Nähe des Zwerchfells.

Von Jens Hirseland

Als Milz (Lien) wird das größte lymphatische Organ des menschlichen Körpers bezeichnet. Sie befindet sich unterhalb des Zwerchfells im linken Oberbauch und wiegt zwischen 150 und 200 Gramm.

Die Milz liegt unterhalb des linken Rippenbogens, hinter dem Magen im Oberbauch. Da sie dem Zwerchfell aufliegt, ist sie atemverschieblich. Sie ist nur bei sehr schlanken Menschen oder bei Erkrankungen, die mit einer massiven Milzschwellung einhergehen, tastbar.

Anatomie und Aufgaben

Umgeben wird die Milz von einer mit Bauchfell bedeckten Kapsel. Von dieser Kapsel strahlen einige Muskelzellen sowie ein trabekuläres Bindegewebsgerüst in die Pulpa der Milz, das Parenchym, ein, wodurch ein dreidimensionales Maschenwerk gebildet wird.

Das Parenchym der Milz wird in zwei Abschnitte unterteilt, die unterschiedliche Aufgaben haben. Dies sind:

  1. die weiße Pulpa (Pulpa alba)
  2. die rote Pulpa (Pulpa rubra)

Die weiße Pulpa ist Teil der Immunabwehr und überprüft das durchgehende Blut auf Schadstoffe und Krankheitserreger. Man bezeichnet sie auch als Milzknötchen oder Malpighi-Körperchen. Dies sind Lymphfollikel, die aus lymphatischem Gewebe mit B-Lymphozyten bestehen.

Ein weiterer Bestandteil der weißen Pulpa sind die periarteriellen lymphatischen Scheiden mit T-Lymphozyten, die um die Gefäße angeordnet sind. Der Zwischenraum zwischen den Milzknötchen wird von der roten Pulpa ausgefüllt.

Die rote Pulpa baut überalterte Blutzellen wie Leukozyten oder Erythrozyten ab. So fängt das Maschenwerk der Milz anomale Erythrozyten ab und zerlegt sie in ihre Bestandteile.

Schädliche Partikel werden mithilfe von Phagozyten (Fresszellen) entfernt. Außerdem kann die rote Pulpa auch weiße Blutkörperchen und Blutplättchen speichern und ausschütten.

Blutmauserung

In der roten Pulpa wird das Blut gefiltert. Hier werden alte oder abnorme Erythrozyten (rote Blutkörperchen) abgefangen und durch Makrophagen (Fresszellen) aufgenommen und abgebaut. Diesen Vorgang bezeichnet man auch als "Blutmauserung".

Neben 30% der weißen Blutkörperchen des Körpers, speichert die Milz auch Blutplättchen (Thrombozyten). Bei erhöhtem Thrombozytenverbrauch, z.B. bei Blutungen, können so schnell viele der Blutplättchen ausgeschüttet werden. Das ist deshalb so wichtig, weil Thrombozyten eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung spielen.

Bis zu einem Alter von ungefähr sechs Jahren, spielt die Milz eine wichtige Rolle bei der Blutbildung und ist somit ein lebenswichtiges Organ. Erwachsene benötigen ihre Milz nicht zwingend, da die Funktionen von anderen Organen wie der beispielsweise der Leber übernommen werden.

Die Milz spielt trotz dessen eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Immunabwehr. Sie produziert unter anderem Lymphozyten, Antikörper und verschiedene Schutzstoffe.

Nerv- und Blutversorgung der Milz

Die Innervation des Organs nehmen die Sympathikus- und Parasymphatikusfasern aus dem Plexus coeliacus vor. Die Kontraktion des Trabekel-Kapsel-Systems in der Milz erfolgt durch Myofibroblasten, die von vasomotorischen und viszerosensiblen Ästen mit adregenen Nervenfasern gesteuert werden.

Für die Blutversorgung des Organs ist die Arteria lienalis zuständig, die sich in Balken- und Trabekelarterien verzweigt. Über die Vena splenica, die man auch als Vena lienalis bezeichnet, wird Blut zur Vena portae (Pfortader) abgeführt.

Lage der menschlichen Milz im Körper grafisch dargestellt
Lage der menschlichen Milz im Körper grafisch dargestellt

Verletzungen und Erkrankungen der Milz

Verletzungen

Erkrankungen der Milz sind relativ selten. Kommt es jedoch zu einer Verletzung des Organs, wie eine Milzruptur, kann eine gefährliche Situation eintreten.

Milzruptur

Als Milzruptur bezeichnet man einen Riss der Milz, der durch ein stumpfes Bauchtrauma entsteht. Mögliche Ursachen sind

In seltenen Fällen kann auch ein Spontanriss der Milz eintreten, der durch Infektionen, eine Pfortaderthrombose oder Milztumore hervorgerufen wird. Besonders gefährlich ist eine Milzruptur infolge einer Rippenverletzung. Da die Milz bis zu 5% der Gesamtdurchblutung des Körpers enthält, ist die Gefahr, an einer Milzverletzung zu verbluten, sehr groß.

Erkrankungen

Mögliche primäre Erkrankungen der Milz sind die Milzentzündung (Splenitis) und der Milzinfarkt, bei dem es zu Durchblutungsstörungen des Milzgewebes kommt. Des Weiteren können:

  • Milzzysten
  • Milzabszesse
  • Milzvergrößerung (Splenomegalie)

auftreten.

Milzentzündung

Eine Milzentzündung ist aufgrund der unspezifischen Symptome häufig nur schwer zu diagnostizieren. Fällt sie heftig aus, kommt es zu starken Schmerzen und/oder Druckgefühlen in der Milzgegend, die bis zur linken Schulter ausstrahlen können. Des Weiteren sind Verdauungsstörungen sowie Erbrechen und Fieber möglich.

Milzinfarkt

Bei einem Milzinfarkt geht das Milzgewebe durch Arterienverschluss unter. Es kommt zu Schmerzen im linken Oberbauch.

Als mögliche Ursachen gelten eine Pankreatitis sowie Tumorzellen. Handelt es sich um einen partiellen Infarkt, so heilt dieser ohne Behandlung aus; anderenfalls erfolgt die Entfernung der Milz.

Milzzyste

Kommt es zu einer Bildung eines kapselartigen Hohlraums in der Milz, spricht man von einer Milzzyste. In seltenen Fällen können diese angeboren sein.

Meistens handelt es sich um Pseudozysten, die mit Bindegewebe gefüllt sind und durch einen Unfall ausgelöst werden. Nur in seltenen Fällen kommt es zu Beschwerden; eine Behandlung ist demnach auch meist nicht nötig.

Milzabszess

Ein Milzabszess wird in der Regel durch Bakterien verursacht, die beispielsweise von einer Mandelentzündung oder Endokarditis herrühren. Die Entzündungswerte im Blut sind erhöht; zudem kommt es zu Schüttelfrost und Fieber. Behandelt wird in erster Linie mit Antibiotika. Bringen diese keinen Erfolg, wird eine Drainage gelegt und die Wunde ausgespült.

Speicherkrankheiten

M. Gaucher und M. Niemann-Pick werden zu den Speicherkrankheiten der Milz gezählt. Dabei nimmt diese an Größe und Gewicht zu und kann letztlich über 300 Gramm wiegen. Es kommt zu Bauchschmerzen, die im schlimmsten Fall zu einem Milzinfarkt führen können.

Weitere Beschwerden

Milzvergrößerung

Eine Vergrößerung der Milz ist allerdings keine eigenständige Krankheit, sondern wird von anderen Erkrankungen wie z.B.

verursacht.

Seitenstechen

Das bekannte Seitenstechen, das häufig beim Laufen auftritt, kann ebenfalls von der Milz ausgehen. Als möglicher Grund wird das Anschwellen des Organs durch die stärkere Durchblutung bei körperlicher Belastung angesehen. Um den Schmerz auf der Seite zu lindern, sollte man die Stärke der Anstrengungs senken.

Die Entfernung der Milz

Da die Milz bei Erwachsenen kein lebensnotwendiges Organ ist, kann sie problemlos operativ entfernt werden. Ihre Aufgaben werden dann von anderen lymphatischen Organen übernommen. Allerdings sind nach einer Splenektomie in einigen Fällen schwere Infektionskrankheiten im Bereich des Möglichen.