Vernachlässigte Krankheiten - eine Milliarde Menschen ohne Chance auf Heilung

Diese 17 Krankheiten könnten eventuell geheilt werden, wenn sich die Erkrankten Medikamente leisten könnten

Von Dörte Rösler
9. Juni 2015

Sie heißen Chaga, Dengue und Buruli - mehr als eine Milliarde Menschen leiden an Krankheiten, die hierzulande kaum bekannt sind. Eine Heilung ist selten möglich.

Da die Betroffenen zu arm sind, um Medikamente zu bezahlen, haben Pharmaunternehmen kein Interesse an der Forschung. Es lohnt sich nicht. Die Weltgesundheitsorganisation WHO nennt 17 vernachlässigte Leiden.

Dengue-Fieber

Zu den am weitesten verbreiteten Krankheiten weltweit zählt das Dengue Fieber. Nach Schätzungen erkranken jährlich 100 Millionen Menschen an der von Stechmücken übertragen Krankheit. Nach einem grippeähnlichen Verlauf kommt es häufig zu inneren Blutungen mit tödlichen Folgen - speziell für Kinder.

Hauptrisikogebiete für das Dengue-Fieber sind die Tropen und Subtropen. Durch den Klimawandel breitet sich die veranwortliche Mückenart rasant aus. Von 1960 bis heute sind die Fallzahlen um das Dreißigfache gestiegen.

Trachom

Das Trachom ist eine bakterielle Augenerkrankung, an der weltweit bereits 6 Millionen Menschen erblindet sind. Rund 500 Bewohner in den armen Regionen der Erde leiden an der Infektion. Ausgelöst wird sie durch Chlamydia trachomatis, ein Bakterium, dass sich unter schlechten hygienischen Bedingungen leicht verbreitet.

Tollwut

Die Tollwut löst bei Menschen eine fast immer tödliche Gehirnentzündung aus. Laut WHO sterben weltweit 55.000 Menschen pro Jahr nach dem Biss infizierter Tiere. Zumeist handelt es sich um Hunde, aber auch

können die Rabiesviren verbreiten.

In Deutschland sind seit Jahrzehnten keine originären Infektionen mehr bekannt, in Afrika und Asien werden jährlich 15 Millionen Personen wegen des Verdachts auf Tollwut behandelt. Wenn innerhalb von 24 Stunden nach dem Biss eine Impfung erfolgt, lässt sich ein tödlicher Ausgang vermeiden.

Lepra

Die Lepra ist eine der bekanntesten Infektionskrankheiten der Welt. Millionen Menschen sind am Aussatz gestorben.

Der bakterielle Erreger wurde bereits 1873 nachgewiesen, und es gibt wirksame Medikamente, mit denen sich das Absterben von Nerven und das Verkümmern der Extremitäten verhindern lässt. Aber nicht alle Länder verfügen über ausreichend Medikamente, so dass die Lepra immer noch ein ernstes Problem ist.

Buruli-Ulkus und Frambösie

Die Frambösie und das Buruli-Ulkus sind zwei bakterielle Infektionen, die durch Haut-zu-Haut-Kontakt entstehen. Beim Ulcus tropicum führt ein Mykobakterium zu großflächigen Geschwüren an den Extremitäten. Bei Kindern kann der gesamte Körper betroffen sein. Verbreitet ist die Krankheit in Afrika, aber auch

melden höhere Fallzahlen.

Bei der Frambösie zeigen sich zunächst himbeerähnliche Geschwüre auf der Haut. Im Verlauf kann die Infektion die Knochen verformen.

Leishmaniose, Elefantiasis, Schlafkrankheit

Drei Krankheiten, die von Mücken übertragen werden. Die Leishmaniose wird von der Sandmücke verbreitet und tritt allem in

auf - in diversen Varianten. In milden Fällen bleibt die Erkrankung auf die Haut beschränkt.

Die afrikanische Schlafkrankheit, die durch Tsetse-Fliegen übertragen wird, endet ohne Behandlung immer mit dem Tod. Bei der Elefantiasis schleusen Mücken bestimmte Fadenwürmer in das Lymphsystem der Opfer. Der anschließende Lymphstau lässt einzelne Körperteile extrem anschwellen.

Chagas-Krankheit

In Mittel- und Südamerika sterben jährlich rund 15.000 Menschen an der Chagas-Krankheit. 18 Millionen Personen gelten als infiziert. Nach der Infektion durch blutsaugende Wanzen kommt es zu

Erkrankungen durch Würmer

  • Teaniasis,
  • Dracontiasis,
  • Trematodiasis,
  • Echinokokkose und
  • Onchozerkose -

das sind Namen von Erkrankungen, die durch Würmer hervorgerufen werden. In Südostasien sind etwa Infektionen durch Saugwürmer verbreitet (Trematoden), in Südamerika treten viele Erkrankungen durch Bandwürmer auf. Schweine- und Rinderbandwürmer aus mangelhaft erhitztem Fleisch haben weltweit etwa 10 Millionen Menschen infiziert.

Fadenwürmer, übertragen von Kriebelmücken, verursachen eine Onchozerkose. Jeder zehnte Betroffene erblindet.

Ebenfalls an Gewässern lauern die Larven von Schnecken, die die Schistosomiasis verursachen. Nachdem die Larven die Haut durchdrungen haben, wandern sie in die Leber und verbreiten sich von dort in weitere Organe.