Genetisch bedingt: Lungenerkrankungen sind bei kleinen Lungen häufiger

Gene, die für eine kleinere Lunge sorgen, gehen gleichzeitig mit einer schwächeren Abwehr einher

Von Cornelia Scherpe
16. März 2017

Es gibt Menschen, die erkranken trotz vergleichsweise gesunder Lebensführung schneller an einem Lungenleiden und es gibt Personen, die trotz Risikoverhalten gesund bleiben. Neben der individuellen Lebensführung entscheiden eben auch die Gene, wie hoch die Gefahr für eine Krankheit ist.

Beim Thema Lungenerkrankungen haben sich Forscher der Frage gewidmet, warum Menschen mit kleinen Lungen häufiger Krankheiten wie eine COPD (die chronisch obstruktive Lungenerkrankung) bekommen. Statistisch kann man zwar nachweisen, dass dem so ist, doch das Warum lag lange Zeit im Schatten.

Seit 2007 beschäftigt sich ein Team aus Wissenschaftlern mit dem Einfluss der Gene auf die Lungenfunktion. Auch das Helmholtz Zentrum München ist an dieser Arbeit beteiligt. Insgesamt waren im ersten Schritt 49.000 Männer und Frauen untersucht worden.

97 Gene haben einen Einfluss auf die Lunge

Bei jedem wurde die Größe der Lunge und ihre genaue Funktionskraft ermittelt und über eine kleine DNS-Probe das gesamte Genom entschlüsselt. So konnten die Forscher sehen, welche Gene offenbar eine Rolle für die Lungenkraft haben.

Im zweiten Schritt nahm man noch einmal 95.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hinzu und verglich die ersten Gen-Ergebnisse mit ihnen. Auf diese Weise kamen die Wissenschaftler auf 97 Gene, die einen direkten Einfluss auf die Funktion, die Kraft und die Krankheitsanfälligkeit der Lunge haben. Es zeigte sich, dass die Gene, die für eine vergleichsweise kleine Lunge sorgen gleichzeitig mit einer schwächeren Abwehrkraft einher gehen.

Hoffnung auf eine frühzeitige Diagnose steigt

Die gefunden Gene dürften ein wichtiger Schritt in der Pneumologie sein. Die Fachärzte für die Lunge können an Medikamenten arbeiten, um Krankheiten künftig auf der genetischen Ebene zu bekämpfen. Für einige der Risikogene sind sogar schon Wirkstoffe in den ersten Testphasen.

Zudem möchte man mit den Genen ein neues Risikoprofil ausarbeiten. Es soll ein Score genutzt werden, der anhand der vorhandenen Gene das individuelle Risiko der Patienten einschätzt. Das könnte die Frühdiagnose einfacher und damit die Behandlung effektiver machen.