Lungenfunktionstest - Möglichkeiten, Nutzen und Ablauf

Der Lungenfunktionstest dient der Untersuchung der Lunge und Atemwege. Auf diese Weise lassen sich möglich Erkrankungen diagnostizieren. Im Rahmen der Lungenfunktionsdiagnostik stehen unterschiedliche Verfahren zur Auswahl. Mit einem entsprechenden Gerät können Patienten ihre Atemfunktion auch zuhause messen. Lesen Sie alles Wissenswerte über den Lungenfunktionstest.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

Lungenfunktionstest - Merkmale und Möglichkeiten

Bei einem Lungenfunktionstest handelt es sich um eine Untersuchung zur Überprüfung der Atemwege und der Lunge. Je nachdem, in welche Richtung diese gehen soll, können unterschiedliche Testverfahren eingesetzt werden. Zu diesen zählen:

  • die Bodyplethysmographie - hier näher beschrieben
  • medikamentöse Testverfahren, bei denen die Atemfunktion durch Medikamente beeinflusst wird
  • die Peak-Flow-Messung - hier erläutert
  • die Bestimmung der Diffusionskapazität, bei der der Gasaustausch untersucht wird
  • die Spiroergometrie - hier erklärt sowie
  • die Spirometrie, über die Sie sich hier näher informieren können.

Die Untersuchungen können ambulant beim Lungenfacharzt oder auch Hausarzt durchgeführt werden, ebenso jedoch während eines Krankenhausaufenthaltes. Für gewöhnlich werden die Kosten für den Lungenfunktionstest von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Lungenkranke Patienten können zudem mit einem entsprechenden Gerät zuhause die Atemfunktion messen - dies geschieht in der bereits erwähnten Peak Flow Messung.

Erfasste Werte und deren Bedeutung

Im Rahmen eines Lungenfunktionstests können folgende Wert ermittelt werden:

  • die totale Lungenkapazität: der Patient atmet so tief wie möglich ein; danach wird das Luftvolumen in der Lunge ermittelt
  • die Vitalkapazität: der Unterschied des Lungenvolumens zwischen tiefstmöglichem Einatmen und stärkstem Ausatmen
  • das Residualvolumen: das Lungenvolumen, das nach möglichst kräftigem Ausatmen noch in der Lunge und in den Atemwegen übrig ist
  • das Atemzugvolumen (Tidalvolumen): die Luftmenge, die bei einem normalen Atemzug eingeatmet wird
  • das inspiratorische Reservevolumen: die Luftmenge, die nach einem normalen Einatmen noch zusätzlich eingeatmet werden kann
  • das exspiratorische Reservevolumen: die Luftmenge, die nach einem normalen Ausatmen noch zusätzlich ausgeatmet werden kann
  • die funktionelle Residualkapazität: die Luftmenge, die nach einem normalen Ausatmen noch in der Lunge übrig ist
  • der peak expiratory flow (PEF): die maximale Luftstromstärke bei starkem Ausatmen
  • die Einsekundenkapazität (FEV1): die Luftmenge, die nach dem Einatmen mit voller Kraft innerhalb von einer Sekunde ausgeatmet werden kann
  • der Tiffenau-Index: das Verhältnis der Einsekundenkapazität zur Vitalkapazität
  • der mean expiratory flow (MEF): die mittlere Atemstromstärke bei bestimmter Menge der Vitalkapazität in der Lunge

Lungenfunktionstest - Normwerte

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Normwerte. Diese sind abhängig von Alter, Körpergröße und Geschlecht des Patienten.

Normwerte der Lungenfunktion
ParameterParameterNormalwert
Totale LungenkapazitätTC, TLC6 bis 6,5 Liter
VitalkapazitätVC4,5 bis 5 Liter
ResidualvolumenRV1 bis 1,5 Liter
AtemzugvolumenVT0,5 Liter
Inspiratorisches ReservevolumenIRV3 bis 3,5 Liter
Exspiratorisches ReservevolumenERV1,5 Liter
Funktionelle ResidualkapazitätFRC2,5 bis 3 Liter
Peak Expiratory FlowPEF>90% der alters-/geschlechts-
spezifischen Normwertes
EinsekundenkapazitätFEV1>90% der alters-/geschlechts-
spezifischen Normwertes
Tiffenau-IndexFEV1 : VC>70%
Mean expiratory flowMEF>90% der alters-/geschlechts-
spezifischen Normwertes

Anwendungsgebiete und Durchführung

Die Durchführung eines Lungenfunktionstests erfolgt nicht nur zwecks Diagnose, sondern auch, um einen Krankheitsverlauf oder einen Therapieerfolg zu kontrollieren. Bei folgenden Erkrankungen bzw. dem Verdacht darauf kann ein solcher Test zur Anwendung kommen:

  • Asthma
  • COPD
  • Lungenfibrose
  • Pleuraerguss
  • Verwachsungen oder Narben im Lungengewebe
  • Fehlbildungen im Brustskelett

Je nach Untersuchungsverfahren gibt es Unterschiede im Ablauf; in der Regel atmet der Patient durch ein Mundstück. Mitunter erfolgt dies in einer separaten Kammer oder beispielsweise unter Belastung.

Je nach gemessenen Werten lassen sich unterschiedliche Lungenfunktionsstörungen erkennen. Sind beispielsweise die Atemwege verengt, liegen verringerte Werte der Einsekundenkapazität und des Tiffenau-Index vor. Bei verminderter Dehnbarkeit sind Vitalkapazität und totale Lungenkapazität verringert.

Lungenfunktionstest zuhause durchführen

Wie leistungsfähig die eigene Lunge ist, lässt sich auch zuhause selbst überprüfen. Dabei ist es sinnvoll im Hinterkopf zu behalten, dass ein gesunder erwachsener Mensch über ein Lungenvolumen von zwei bis drei Litern verfügt.

Es ist möglich, den zu erwartenden durchschnittlichen Wer für das eigene Lungenvolumen mit einer Formel zu berechnen: man multipliziert die Körpergröße mit dem 2,5-fachen. Beispiel: in die Lunge eines Menschen mit einer Größe von 1,70 sollten 4,25 Liter Luft passen. Durch Training lässt sich die Leistungsfähigkeit jedoch deutlich steigern.

Mit folgenden einfachen Tests lässt sich die Lungenfunktion überprüfen:

  • mit einem Luftballon: man holt tief Luft und pustet in einen 10-Liter-Luftballon hinein; er sollte mindestens 1,5 mal so groß wie der eigene Kopf sein - gelingt dies nicht, sollte man an seiner Ausdauer arbeiten
  • mit einer Kerze und einem Maßband: man zündet die Kerze an und stellt diese in einem Abstand von einem Meter auf; das Auspusten sollte aus dieser Entfernung gut gelingen - bei einer benötigten Entfernung von weniger als 50 Zentimeter ist ein Gang zum Arzt anzuraten
  • in Form eines Gehtests: man geht sechs Minuten lang auf einer flachen Strecke gerade aus und misst die zurückgelegte Distanz - 700 bis 800 Meter sollte man idealerweise zurückgelegt haben