Gene verändern sich mit den Jahreszeiten - Einfluss auf das Immunsystem

Die Reaktion auf Therapien und Immunprozesse hängen maßgeblich von den Jahreszeiten ab

Von Dörte Rösler
15. Mai 2015

Unsere Immunzellen sind Saisonarbeiter. Fast jedes vierte Gen ändert seine Aktivität im Laufe der Jahreszeiten, begleitet von einer Umstellung im Immunsystem. So bleiben wir im Sommer eher gesund, im Winter verschlimmern sich bestimmte Krankheiten dagegen. Beeinflussen lässt sich dieser Rhythmus kaum - aber man kann Therapien und Impfungen darauf abstimmen.

Der Faktor Vitamin D

Dass Autoimmunerkrankungen jahreszeitlich variieren, ist seit langem bekannt. Eine wichtige Stellschraube für den Immunprozess ist dabei mutmaßlich das Vitamin D: Da der Körper unter dem Einfluss von Sonneneinstrahlung vermehrt Vitamin D bildet, treten Multiple Sklerose oder Diabetes Typ 1 in den Sommermonaten seltener und schwächer auf.

Gen-Aktivitätsmuster nach Jahreszeit

Wie sehr die Immunaktivität von den Jahreszeiten abhängt, hat nun ein britisches Forscherteam untersucht. Für ihre Studie nahmen die Wissenschaftler Blut- und Gewebeproben von rund 16.000 Personen aus fünf Ländern in der nördlichen und südlichen Hemisphäre. Im Labor analysierten sie anschließend die Aktivität von mehr als 5000 Genen. Das Ergebnis: die Gene zeigten auf der Nord- und Südhalbkugel dieselben Aktivitätsmuster - allerdings in gegensätzlichem Rhythmus.

In den Monaten Juni bis Oktober enthielt das Blut der afrikanischen Probanden eine deutlich erhöhte Anzahl an Immunzellen. Das korrespondiert mit einem häufigeren Auftreten von Infektionskrankheiten während der Regenzeit, weil mehr Moskitos zustechen.

Reaktion auf Impfungen

Auch die Reaktion auf Impfungen fällt jahreszeitlich verschieden aus. Da bei Bewohnern der nördlichen Hemisphäre das Immunsystem im Winter besonders aktiv ist, könnten Impfprogramme in der kalten Jahreszeit effektiver sein. Die Gene befinden sich dann in einem erhöhten Aktivitätsmodus und machen die Immunzellen schlagkräftiger.