Gehäufter Säuglingstod in Kanada - Forscher finden in einem angeborenen Immundefekt die Ursache

Von Cornelia Scherpe
10. Januar 2014

In Kanada, genauer in Northern Cree, lebt ein Indianervolk, das bereits vor einiger Zeit das Interesse der Forscher auf sich gezogen hat. Im dort lebenden Stamm kam es immer wieder zu Säuglingstoden, die man sich nicht erklären konnte.

Genauere Untersuchungen ergaben schließlich, dass die Babys an einer schweren Infektion verstorben waren. Doch weder die Vergabe von Antibiotika noch Impfungen konnten etwas an der Situation ändern. Dies weckte in den Mediziner den Gedanken, dass es sich um einen angeborenen Immundefekt bei den Kindern handeln muss.

Todesursache Immundefekt

Doch bei weiteren Analysen stellte sich zunächst heraus, dass das Immunsystem unauffällig war. Sowohl die B-Zellen als auch die T-Zellen waren normal. Doch der Schein war trügerisch, wie die weitere Detailarbeit zeigte. Die B-Zellen waren zwar im Blut vorhanden, doch sie waren inaktiv. Das bedeutet, dass diese Zellen ihrer eigentlichen Arbeit - Antikörper zu bilden - nicht nachkamen und damit auch die T-Zellen völlig machtlos waren. Es handelte sich bei dem gehäuften Säuglingstod in Kanada also tatsächlich um einen angeborenen Immundefekt.

Warum die Krankheit zum Tod führt

Krankheiten dieser Klasse werden auch unter der Abkürzung "SCID" zusammengefasst. Bei jeder dieser Krankheiten hat sich bei den neugeborenen Menschen das Immunsystem nicht korrekt ausgebildet, sodass der ganze Organismus nun den Erregern der Umwelt gegenüber schutzlos ausgeliefert ist. Bakterien der Atemluft, die bei gesunden Menschen nicht einmal einen Schnupfen auslösen, führen bei diesen Patienten schnell zum Tod.

In konkreten Fall waren die Mediziner laut eigener Angabe sogar überrascht, dass die Kinder aus Northern Cree überhaupt nach der Geburt noch einige Zeit lebten. Versuche mit Mäusen hatten im Labor gezeigt, dass die ungeborenen Tiere mit diesem Gendefekt bereits vor der Geburt versterben.