Hüftkopfnekrose - Ursachen, Symptome und Behandlung

Bei einer Hüftkopfnekrose kommt es zum Absterben von Knochengewebe in der Hüftkopfregion. Grund dafür ist eine unzureichende Durchblutung des Hüftkopfknochens.

Von Jens Hirseland

Als Hüftkopfnekrose wird eine Erkrankung des Hüftknochens bezeichnet. Dabei leiden die Betroffenen unter dem Absterben von Knochengewebe im Hüftkopfbereich aufgrund von mangelnder Durchblutung.

Bemerkbar macht sich die Hüfterkrankung durch eine schmerzhafte Arthrose. Darüber hinaus droht das Hüftgelenk zu versteifen, was im schlimmsten Fall eine Invalidität zur Folge hat.

Besonders häufig tritt die Hüftkopfnekrose bei aktiven und verhältnismäßig jungen Männern, die etwa 30 bis 50 Jahre alt sind, auf. Nicht selten muss die geschädigte Hüfte durch ein künstliches Hüftimplantat ersetzt werden. Krankheitserreger haben an der Hüftkopfnekrose keinen Anteil. Daher zählt man sie zu den aseptischen Knochennekrosen.

Die schmerzhafte Arthrose als typisches Symptom
Die schmerzhafte Arthrose als typisches Symptom

Unterschiedliche Krankheitsstadien

In der Medizin wird die Hüftkopfnekrose in mehrere Krankheitsstadien eingeteilt. Ärzte bezeichnen diese auch als ARCO-Stadien, die sie in die Stufen 0 bis IV untergliedern.

Stadium 0

Das früheste Stadium bezeichnet man als Stadium 0. Beschwerden sind in dieser Phase noch nicht zu verspüren. Diagnostizieren lässt sich die Hüftkopfnekrose nur mithilfe einer Gewebeprobe.

Stadium I

Auch in Stadium I treten bei den meisten Betroffenen noch keine Schmerzen auf. Der Nachweis der Erkrankung erfolgt durch eine Szintigraphie und eine Magnetresonanztomographie (MRT).

Stadium II

In den meisten Fällen leiden die Patienten ab Stadium II unter Schmerzen. Nun kann die Krankheit auch bei einer Röntgenuntersuchung oder einer Computertomographie festgestellt werden.

Stadium III

In Stadium III kommt es zum Aufbrechen der Gelenkknorpel, wobei sich eine Bruchlinie bildet, die die Form einer Sichel hat. Außerdem erfolgt das Abflachen des Hüftkopfes.

Stadium IV

Im vierten und letzten Stadium erfolgt auch der Einbruch der Gelenkfläche und der Hüftkopf verschleißt in zunehmendem Maße.

Lediglich die Stadien 0 und I sind noch reversibel. So kann es dabei zu einer spontanen Selbstheilung kommen.

Eine Hüftkopfnekrose ist auch bei Kindern möglich. Da sie jedoch ein selbstständiges Krankheitsbild darstellt, wird sie als Morbus Perthes bezeichnet und auf andere Weise therapiert.

Ursachen

Eine Hüftkopfnekrose kann aus unterschiedlichen Gründen auftreten. Zu den häufigsten Ursachen zählen traumatische Verletzungen wie eine Hüftgelenksverrenkung oder ein Bruch des Oberschenkelhalses. In solchen Fällen ist dann auch von einer posttraumatischen Hüftkopfnekrose die Rede.

Die posttraumatische Hüftkopfnekrose als Folge eines Oberschenklehalsbruches
Die posttraumatische Hüftkopfnekrose als Folge eines Oberschenklehalsbruches

Solche Verletzungen bewirken, dass die Arterien, von denen der Hüftkopf mit Blut versorgt wird, abreißen oder sich eine andere Schädigung entwickelt. Da die Areale der Gewebe kein Blut mehr erhalten, sterben sie schließlich ab.

Es kann jedoch mitunter einige Jahre dauern, bis sich die Hüftkopfnekrose nach der Verletzung entwickelt. Nicht selten lässt sich jedoch auch gar keine konkrete Ursache für eine Nekrose des Hüftkopfes ermitteln, was Ärzte dann als idiopathische Hüftkopfnekrose bezeichnen.

Risikofaktoren

Allerdings gibt es verschiedene Risikofaktoren, von denen die Wahrscheinlichkeit, an einer Nekrose zu erkranken, erhöht wird. Dazu gehören unter anderem

  • Mann liegt auf einer Liege und bekommt eine Bestrahlung (Strahlentherapie) zur Krebsbehandlung

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  • Krankenschwester behandelt einen Patienten vor einer Dialyse-Therapie

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  • Hände eines Arztes bei Nierentransplantation

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  • Junge Frau in Pelz und Pelzmütze beim Rauchen, schwarzer Hintergrund

    © Sergii Sukhorukov - www.fotolia.de

Aber auch bestimmte Krankheiten wie

gelten als Risikofaktoren für eine Hüftkopfnekrose.

Symptome

Ein typisches Symptom der Hüftkopfnekrose sind ziehende Schmerzen in der Leistenbeuge. Diese zeigen sich in erster Linie bei Belastungen. Nicht selten treten die Schmerzen aber auch im Knie auf.

Ein typisches Merkmal der Erkrankung ist, dass es in der Zwischenzeit immer wieder zu Schmerzfreiheit kommt. Ein weiteres Symptom ist die zunehmende Einschränkung der Beweglichkeit des Hüftkopfes. Außerdem sind die Schmerzen im weiteren Verlauf auch im Ruhezustand zu verspüren.

Beim Laufen wird von den Patienten eine Schonhaltung eingenommen. Im Falle einer idiopathischen Hüftkopfnekrose zeigen sich die Beschwerden in den meisten Fällen auf beiden Hüftköpfen.

Diagnose

Um eine Hüftkopfnekrose zu diagnostizieren, nimmt der Arzt eine gründliche körperliche Untersuchung vor. Besteht bereits ein fortgeschrittenes Stadium, lässt sich dieses durch Bewegungseinschränkungen des Hüftkopfes feststellen. Mitunter ist auch ein Bein kürzer als das andere.

Nach der körperlichen Untersuchung erfolgt eine Röntgenuntersuchung der Hüftgelenke sowie des Beckens. Auch eine Computertomographie (CT) lässt sich vornehmen.

Handelt es sich um ein fortgeschrittenes Stadium, ist die Krankheit dadurch zu erkennen. In einem früheren Stadium ist das Diagnostizieren der Hüftkopfnekrose dagegen auf diese Weise nicht möglich. Erst ab Stadium I kann eine Magnetresonanztomographie oder Szintigraphie Aufschlüsse erbringen.

Hinweise auf nekrotische Veränderungen liefert im Anfangsstadium aber nur die Entnahme einer Gewebeprobe. Im Rahmen der Differenzialdiagnose gilt es zudem, andere Krankheiten, bei denen ähnliche Beschwerden vorkommen, auszuschließen. Dabei handelt es sich um

Behandlung

Ob die Therapie einer Hüftkopfnekrose auf konservative oder operative Weise erfolgt, richtet sich nach

  • der Ursache der Erkrankung
  • dem Ausmaß der abgestorbenen Geweberegion und
  • dem Lebensalter des Patienten.

Ziel der Therapie ist der Erhalt des Hüftkopfes sowie das Bekämpfen der Beschwerden. In einem frühen Krankheitsstadium erfolgt meist zunächst eine konservative Behandlung.

  • Gegen die Schmerzen erhält der Patient nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR).
  • Des Weiteren werden krankengymnastische Maßnahmen sowie der Einsatz von Orthesen durchgeführt, um eine weitere Entlastung der Hüfte zu bewirken.

Durchführung einer Operation

Befindet sich der Patient dagegen bereits in einem späteren Krankheitsstadium, ist eine Operation meist unumgänglich. Im Rahmen des Eingriffs versucht der Operateur eine Entlastung des geschädigten Hüftkopfteils.

Auch eine Auffüllung mit Knochensubstanz ist möglich. Gängige Operationsmethoden sind die Hüftkopfanbohrung sowie die Umstellungsosteotomie.

Hüftkopfanbohrung

Im Rahmen einer Hüftkopfanbohrung erfolgt durch das Anbohren des Hüftkopfkerns ein Absenken des Drucks, der innerhalb des Knochens herrscht. Außerdem hat dies eine verbesserte Durchblutung in diesem Knochenteil zur Folge und führt zur Linderung der Schmerzen. Allerdings ist eine Anbohrung des Hüftkopfes nur dann möglich, wenn noch kein Gelenkeinbruch besteht.

Umstellungsosteotomie

Eine Umstellungsosteotomie erfolgt vor allem in den Krankheitsstadien II und III. Zur Veränderung des geschädigten Hüftkopfes wird bei diesem Verfahren der Knochenteil, der abgestorben ist, entnommen. Dadurch sollen die Gelenkflächen so ausgerichtet werden, dass sie wieder zueinander passen oder eine Entlastung der geschädigten Stelle möglich ist.

Bei der Operation trennt der Chirurg zunächst den Knochen. Anschließend setzt er die Fragmente in ihrer normalen Lage wieder zusammen und fixiert sie mithilfe von Metallimplantaten.

Künstliches Hüftgelenk

In einem Spätstadium kann auch das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks nötig sein. Diese Operation erfolgt in der Regel, wenn bereits mehr als ein Drittel des Hüftkopfes in Mitleidenschaft gezogen wurde. Sinnvoll ist ein solcher Eingriff auch bei jüngeren Patienten, wenn ausgeprägte Veränderungen im Hüftgelenk bestehen.

Im Anschluss an die Operation erfolgt eine regelmäßige Physiotherapie. Sie dient zur Wiederherstellung von Beweglichkeit und Muskelkraft der Hüfte.