Hüftkopflösung - Ursachen, Symptome und Behandlung

Von einer Hüftkopflösung ist die Rede, wenn sich das obere Ende des Oberschenkelknochens vom restlichen Knochen ablöst. Da diese orthopädische Erkrankung nur bei Kindern vorkommt, wird sie auch als jugendliche Hüftkopflösung bezeichnet.

Von Jens Hirseland

Krankheitsbild

In der Medizin trägt die jugendliche Hüftkopflösung auch die Bezeichnungen

  • juvenile Hüftkopflösung
  • Epiphysenlösung oder
  • Epiphyseolysis capitis femoris.

Gemeint ist damit eine orthopädische Erkrankung, bei der die Epiphyse, von der der Gelenkkopf des Hüftgelenks getragen wird, von der Diaphyse, also dem Restknochen, allmählich abgelöst wird. Zu einer Hüftkopflösung kommt es ausschließlich bei Kindern.

Zurückführen lässt sich dieser Umstand auf die Aktivität der Metaphyse. Dabei handelt es sich um einen knorpeligen Wachstumsspalt, der sich zwischen der Diaphyse und der Epiphyse befindet.

Formen

Je nach Verschiebungsgrad bzw. -stadium unterscheidet man drei Formen:

  • Die Lenta-Form bezeichnet eine allmählich schleichende Verschiebung
  • Die Acuta-Form bezeichnet einen plötzlich auftretenden Abrutsch aufgrund eines schmerzhaften Ereignisses
  • Die akut auf chronische Form bezeichnet ein akutes Ereignis, das irgendwann bei einer bereits bestehenden allmählichen Verschiebung eintritt

Auswirkungen während der Pubertät

Während der Pubertät finden im Körper des Kindes mehrere Aufbauten und Umbauten im Körper statt. Die jugendliche Hüftkopflösung markiert in diesem Zeitraum ein eigenständiges Krankheitsbild. So können während dieser Entwicklungsphase Gleitprozesse auftreten.

Ebenso ist es möglich, dass während eines Wachstumsschubes die Hüftkopfepiphyse komplett vom Oberschenkelhals verrutscht. Besonders betroffen von einer juvenilen Hüftkopflösung sind Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 16 Jahren.

Unterschiede treten dabei jedoch nach Geschlecht auf. So leiden vor allem Jungen zwischen 12 und 16 Jahren unter der Erkrankung, während sie bei Mädchen weniger häufig und vorwiegend zwischen dem 10. und dem 14. Lebensjahr in Erscheinung tritt.

Nicht selten liegt bei den betroffenen Kindern auch Übergewicht vor. Bei etwa 50 Prozent der Patienten zeigt sich die Hüftkopflösung an beiden Hüften.

Bei 50 % der Patienten zeigt sich die Hüftkopflösung auf beiden Seiten
Bei 50 % der Patienten zeigt sich die Hüftkopflösung auf beiden Seiten

Ursachen

Hervorgerufen wird eine jugendliche Hüftkopflösung durch eine Auflockerung der Wachstumsfugen und Hormonkrankheiten. Die Wachstumsfugen werden breiter und lockern sich auf, weil sich der Hormonhaushalt im Skelett umstellt.

Als vermutlicher Grund gilt eine Hormonstörung, für die ein Übergewicht des Wachstumshormons Somatotropin gegenüber den Sexualhormonen als Auslöser angenommen wird. Allerdings ließ sich die hormonelle Störung als Ursache nur bei einigen Patienten nachweisen.

Da das Wachstum der aktiven Epiphysenfuge schnell voranschreitet, führt dies zu einer Lockerung der Festigkeit in diesem Bereich. Dadurch kommt es wiederum durch erhöhte Beanspruchungen zur Verletzungsanfälligkeit. Weil die Epiphysenfuge zudem in Schräglage gerät, hat dies durch die Gewichtsbelastung eine allmähliche Verschiebung zur Folge.

Besteht ein Ungleichgewicht zwischen dem Somatotropin und den Sexualhormonen, kann sich dies durch unterentwickelte Geschlechtsorgane sowie ein verstärktes Längenwachstum bemerkbar machen. Darüber hinaus ruft dieses Ungleichgewicht oftmals eine juvenile Hüftkopflösung hervor.

Einen Einfluss auf die Hüftkopferkrankung können auch genetische Einflüsse haben. So waren bei 5 bis 10 Prozent aller erkrankten Kinder auch deren Eltern in ihrer Jugend an einer Hüftkopflösung erkrankt.

Als hoher Risikofaktor gilt zudem Übergewicht. Da die Körpermasse von übergewichtigen Kindern größer ist, strapaziert dies die hormonell erweichte Wachstumsfuge besonders stark.

Welche Ursache letztlich konkret für den Ausbruch einer juvenilen Hüftkopflösung verantwortlich ist, ließ sich bislang nicht eindeutig klären. Die meisten Ärzte nehmen daher an, dass mehrere Faktoren dabei eine Rolle spielen.

Symptome

Bei einer jugendlichen Hüftkopflösung treten typische Beschwerden auf. Dazu gehöre Schmerzen, die sich in der Hüfte, dem Knie oder dem Oberschenkel zeigen, sowie Bewegungseinschränkungen der betroffenen Hüfte. Dies gilt besonders dann, wenn das Bein nach innen gedreht wird.

Darüber hinaus leiden die meisten Betroffenen unter einem verkürzten Bein und hinken. Kommt es zu einer Bewegungsunfähigkeit des Beines und plötzlichen starken Schmerzen, ist dies ein Anzeichen für eine vollständige Ablösung des Hüftkopfes vom Oberschenkelhals. Diese akute Form tritt zwar nur selten auf, muss jedoch umgehend durch eine Operation behandelt werden.

Diagnose

Um eine juvenile Hüftkopflösung sicher zu diagnostizieren, erfolgt normalerweise die Durchführung einer Röntgenuntersuchung. Schon im Anfangsstadium der Hüftkrankheit ist es möglich, dass der Arzt die Auflockerung der Wachstumsfuge erkennt.

Mitunter kommt es allerdings auch vor, dass die Hüftkopflösung auf der Röntgenaufnahme nicht gut zu sehen ist und sich die Krankheit erst in einem späteren Stadium diagnostizieren lässt, da sich die Anteile des Knochens dann eindeutiger verschoben haben. Im Falle eines unklaren Befundes kann auch eine Computertomographie (CT) sinnvoll sein.

  • Junge Ärztin schaut sich Röntgenbild an

    © Yuri Arcurs - www.fotolia.de

  • CT-Gerät zur Computertomographie

    © Slawomir Jastrzebski - www.fotolia.de

  • Schild in einer Arztpraxis: Kein Zutritt Röntgen

    © R.-Andreas Klein - www.fotolia.de

Behandlung

Damit es nicht durch die Hüftkopflösung zu einer Hüftkopfnekrose kommt, muss ein operativer Eingriff vorgenommen werden. Eine konservative Behandlung, die aus monatelanger Bettruhe besteht, erfolgt in der heutigen Zeit kaum noch. Darüber hinaus lassen sich mit einer Operation bessere Behandlungsresultate erreichen.

Im Rahmen der operativen Therapie werden die Struktur und die Form der Hüfte verbessert und das Hüftgleiten angehalten. Die Behandlung der Hüftkopflösung, die Epiphysedese genannt wird, kann mit mehreren Operationsverfahren erfolgen. Die Methode hängt von der Art und dem Ausmaß der Schäden ab.

Bei den meisten Patienten fixiert der Operateur den Hüftkopf mithilfe von Schrauben oder Drahtstiften am Oberschenkelhals, um den Gleitvorgang aufzuhalten. In der Regel greift man dabei auf Drahtstifte zurück, da sie weniger negative Auswirkungen auf die Blutversorgung und das Wachstum des Hüftkopfes haben.

Um Komplikationen wie einer Hüftgelenksarthrose durch Drähte oder Schrauben entgegenzuwirken, findet die Operation unter permanenter Röntgenkontrolle statt. Zur Vorbeugung erfolgt in den meisten Fällen auch ein operativer Eingriff auf der gesunden Hüftseite.

Nach der Operation

In der Regel muss der Patient im Anschluss an die Operation etwa 10 bis 14 Tage im Krankenhaus bleiben. Nach der Entlassung darf das Hüftgelenk nur sehr vorsichtig belastet werden.

Mithilfe von Gehhilfen, wie einem Gehwagen oder Krücken, lässt sich die Belastung allmählich steigern. Bis zum Pubertätsende entwickelt sich die schwache Stelle normal und verknöchert schließlich. Ist der Reifeprozess des Oberschenkelknochens abgeschlossen, können die eingesetzten Schrauben oder Drahtstifte wieder entfernt werden.