Endokrine Disruptoren - viele Chemikalien verändern das menschliche Hormonsystem

Chemikalien aktivieren biologische Prozesse oder blockieren die körpereigenen Stoffe in ihrer Wirksamkeit

Von Dörte Rösler
25. Mai 2015

Ob Imprägnierspray, Kunststoff oder beschichtete Pfannen - die Umwelt ist voller Chemikalien, die das Hormonsystem verändern. Fast 800 hormonwirksame Substanzen sind bekannt, einige wurden bereits verboten. Die Politiker sind allerdings uneinig, wie gefährlich die sogenannten endokrinen Disruptoren wirklich sind. Der Forschungsbedarf ist groß.

Was sind endokrine Disruptoren?

Die Gruppe der hormonwirksamen Substanzen ist bunt. Sie finden sich in Pestiziden und Holzschutzmitteln, in Weichmachern für Plastik und Verpackungsmaterialien. Auch viele Lebensmittel enthalten hormonell aktive Stoffe, etwa Phytoöstrogene in Soja oder Bier. Über die Dichtungen von Twist-off-Deckeln gelangen Phtalate in die Nahrung, ebenso wie in Mineralwasser aus PET-Flaschen.

Was bewirken die Substanzen im Körper?

Gelangen die endokrinen Disruptoren in den Organismus, verhalten sie sich dort wie ein Hormon. Sie können bestimmte biologische Prozesse aktivieren oder aber die körpereigenen Stoffe in ihrer Wirksamkeit blockieren. Studien bringen die Substanzen in Verbindung mit zahlreichen Krankheiten wie

Störungen des Hormonhaushalts können außerdem zur Entwicklung von Brüsten bei Männern, zum verfrühten Einsetzen der Pubertät und verminderter Samenqualität führen. Besonders gefährlich sind endokrine Disruptoren während der Schwangerschaft, wo sie Fehlgeburten und Missbildungen an den männlichen Geschlechtsorganen von verursachen können.

Was kann man tun?

Einen absoluten Schutz vor hormonwirksamen Substanzen gibt es nicht. Im Falle von Sojaprodukten ist die östrogene Wirkung häufig sogar erwünscht. Da Östrogene aus der Anti-Babypille mittlerweile über die Kläranlagen in das Wasser eingespeist werden, gibt es ohnehin kein Entkommen.

Zudem ist schwer, einen direkten Zusammenhang zwischen bestimmten Stoffen und gesundheitlichen Schäden nachzuweisen. Die Forschung hat hier noch großen Nachholbedarf.

Einen Nachweis für die Gefährlichkeit gibt es für das Insektizid DDT, das in Deutschland bereits verboten ist. Auch Weichmacher mit polychlorierten Biphenylen dürfen nicht mehr in den Handel kommen. Ob der Ersatz durch perfluorierte Tenside gesundheitlich besser ist, bleibt jedoch umstritten. In der Diskussion ist ein Verbot für Bisphenol A, das mutmaßlich die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigt und Brustkrebs fördern kann.

Das Problem: viele endokrine Disruptoren sind nicht abbaubar. Sie sammeln sich in der Umwelt an und verbreiten sich über Trinkwasser und Lebensmittel auf Mensch und Tier.