Hoden - Produzieren Sperma und das männliche Geschlechtshormon Testosteron

Als Hoden bezeichnet man die Geschlechtsdrüsen des Mannes. Das paarig angelegte Organ befindet sich im Hodensack.

Von Jens Hirseland

Anatomie

Die Hoden (Testis) sind die Keimdrüsen (Gonaden) des Mannes. Sie sind paarig angelegt und liegen zusammen mit den Nebenhoden, Teilen des Samenleiters und dem Ende des Samenstrangs in einer Hauttasche, die als Hodensack (Skrotum) bezeichnet wird. In der Regel ist jeder gesunde Mann mit zwei Hoden ausgestattet, die bereits bei neugeborenen Jungen vorhanden sind.

Entwicklung

Die Hoden, die sich während der Schwangerschaft zunächst in der Bauchhöhle des Babys befinden, bewegen sich im Laufe der Entwicklung durch den Leistenkanal in den Hodensack. Dort herrscht eine kühlere Temperatur, welche nötig ist, damit sich der Hoden entwickeln kann und damit sich die Spermien bilden können.

Der Hoden entsteht durch den so genannten Testis-determinierende-Faktor (TDF), der sich auf dem Y-Chromosom befindet. Dieser sorgt für die Entwicklung von den Gonaden bis zum Hoden.

Durch das Anti-Müller-Hormon (AMH), das in den Sertoli-Zellen des Hodens hergestellt wird, bilden sich die Anlagen der weiblichen Geschlechtsorgane zurück. Die Leydig-Zellen, die sich wiederum in der Hodenanlage befinden, bilden ab der achten Embryonalwoche Testosteron, wodurch sich die männlichen Geschlechtsteile ausbilden können.

Größe

Die Länge eines eiförmigen oder rundlichen Hodens liegt bei etwa vier bis fünf Zentimetern. Er erreicht eine Breite und Dicke von je drei Zentimetern und wiegt ca. 25 bis 30 Gramm. Aufgehängt wird der Hoden am Samenstrang (Funiculus spermaticus). Zumeist fällt der linke Hoden, der tiefer im Hodensack liegt, ein wenig größer aus als der rechte.

Hodenanhang

Das Kopfende des Hodens bezeichnet man als Extremitas capitata und das kaudale Ende als Extremitas caudata oder Schwanzende. An diesem Schwanzende ist oftmals ein warzenförmiges Rudiment des Müller-Ganges vorhanden. Dieses Rudiment, das keine besondere Funktion hat, bezeichnet man als Hodenanhang (Appendix testis).

Der Rand, der zum Nebenhoden zeigt, wird Nebenhodenrand (Margo epididymalis) genannt. Gegenüberliegend befindet sich der Margo Liber, der freie Rand. Im Zwischenraum dieser beiden Ränder, liegen zwei Flächen, die Facies medialis und die Facies lateral.

Grafik der männlichen Hoden
Grafik der männlichen Hoden

Umgebende Haut

Umgeben wird der Hoden von einer serösen Haut, die aus zwei Blättern besteht und als Tunica vaginalis testis bezeichnet wird. Während das Wandblatt (Periorchium oder Lamina parietalis) das Innere des Hodensacks auskleidet, dient das Eingeweideblatt (Epiorchium oder Lamina visceralis) als Überzug des Hodens.

Zwischen dem Wandblatt und dem Eingeweideblatt liegt das Casum vaginale, ein enger Spaltraum, durch den die Beweglichkeit des Hodens im Hodensack gewährleistet wird. Für die Befestigung des Hodens im Skrotum sorgt das Hodengekröse (Mesorchium), das auch die Verbindungsstelle zwischen den beiden Blättern ist.

Darüber hinaus verbindet ein kurzes Band am Schwanzende, das man als Hodeneigenband bezeichnet, den Hoden mit dem Nebenhoden (Epididymis). Dieser ist ein vier bis sechs Meter langes, enges gewundenes Röhrensystem und dient zur Lagerung und Reifung von Spermien.

Für die arterielle Versorgung der Hoden ist die Arteria testicularis verantwortlich, während das venöse Blut über den Plexus pampiniformis abgeleitet wird. Umhüllt wird der Hoden von einer festen Organkapsel aus Bindegewebe, die man als Tunica albuginea oder Hodenkapsel bezeichnet. Das Innere des Hodens wird in etwa 250-300 Hodenläppchen (Lobuli testis) unterteilt, die mit ein bis vier Samenkanälchen (Tuboli seminiferi) ausgestattet sind.

Aufgaben

Zu den Aufgaben der Hoden gehört die Produktion von Sperma und dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron. So stellen die Hoden etwa 2.500 Spermien pro Sekunde her. Testosteron ist ein wichtiges Geschlechtshormon, durch das sekundäre männliche Geschlechtsmerkmale entstehen, wie beispielsweise:

Darüber hinaus wird auch die Samenproduktion vom Testosteron geregelt. Das Heranreifen der Spermien erfolgt in den Hodenläppchen.

Erkrankungen und Verletzungen der Hoden

Die Hoden gehören zu den empfindlichsten Körperstellen des Mannes. Daher können sie von verschiedenen Krankheiten und Verletzungen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Mögliche Verletzungen

Die männlichen Hoden sind sehr empfindlich. Werden die Hoden bei Schlägereien oder dem Ausüben von Kampfsportarten verletzt, kann es zu stumpfen Traumen und Einblutungen unterhalb der Hodenkapsel kommen. In diesem Fall ist zumeist eine chirurgische Behandlung erforderlich. Kommt es gar zu Verletzungen, bei denen der Hodensack geöffnet wird, wie bei Stich- oder Pfählungswunden, besteht die Gefahr von Hodenentzündungen oder Abszessen, die sogar zu einer Bauchfellentzündung führen können.

Mögliche Erkrankungen

Hodenentzündung

Eine Infektionskrankheit der Hoden ist die akute Hodenentzündung (Orchitis). Diese wird zumeist von Viren verursacht und kann in Verbindung mit Mumps auftreten. Aber auch andere Infektionskrankheiten wie Windpocken oder das Pfeiffersche Drüsenfieber führen in manchen Fällen zu einer Hodenentzündung.

Es kommt zu Schmerzen, Schwellung, Rötung und auch ein Funktionsverlust ist möglich. Zu den Begleitsymptomen zählen Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Fieber. Behandelt wird mit Medikamenten, die sich in ihrer Wirkung nach dem ursächlichen Erreger unterscheiden.

Nebenhodenentzündung

Auch der Nebenhoden kann von einer Entzündung betroffen sein; in diesem Fall spricht man von einer Epididymitis. Man unterscheidet die akute von der chronischen Form.

Zu den möglichen Ursachen der Nebenhodenentzündung zählen

Zur Behandlung kommen verschiedene Medikamente zur Anwendung.

Hodenhochstand

Befindet sich der Hoden nicht an seinem eigentlichen Platz, dem Hodensack, so spricht man von einem Hodenhochstand. Als Auslöser gelten in den meisten Fällen hormonelle Störungen in der Embryonalphase. Je nach Fehllage unterscheidet man dabei unterschiedliche Formen:

  • die Hodenretention
  • die Hodenektopie
  • den Pendelhoden sowie
  • den Gleithoden.

Therapiert wird mit der Gabe von Hormonen; bringt dies keinen Erfolg, so muss ein operativer Eingriff erfolgen.

Wasserbruch (Hydrozele)

Bei einem Wasserbruch kommt es zu einer Ansammlung von Flüssigkeit im Hodensack. In der Regel liegt eine gutartige Hodenveränderung vor, die dem Betroffenen keine Schmerzen bereitet.

Die Hydrozele kann angeboren sein; in dem Fall gab es während der Embryonalphase eine Störung; oder sie wird im Laufe des Lebens erworben. Mögliche Auslöser sind dabei Entzündungen im Bereich des Hodens und/oder Nebenhodens, Verletzungen oder ein Geschwür bzw. Tumor des Hodens.

Bei der angeborenen Form erfolgt normalerweise keine Behandlung; die Flüssigkeitsansammlung geht meist von selbst wieder zurück. Bei der sekundären Hydrozele muss die Ursache behandelt werden.

Hodenverdrehung (Hodentorsion)

Die Hodenverdrehung oder Hodentorsion zählt zu den urologischen Notfällen. Bei dieser Verdrehung des Hodens wird das Gewebe abgeschnürt, was einen sofortigen chirurgischen Eingriff notwendig macht.

Der Patient leidet unter akut einsetzenden Schmerzen; es kommt zudem zu Schwellungen und Schmerzen. Besonders Babys und Kinder sind von der Hodentorsion betroffen, doch sie kann auch im Laufe des Alters auftreten, zum Beispiel während des Schlafs oder bei sportlicher Betätigung.

Hodenschwellung

Eine Schwellung des Hodens und des Hodensacks kann ein Symptom von vielen unterschiedlichen Erkrankungen darstellen. In vielen Fällen ist sie auch mit Schmerzen und Rötungen verbunden. Mögliche Auslöser sind Entzündungen und Verdrehungen des Hodens.

Hodenkrebs

Gefährlichste Erkrankung der Hoden ist Hodenkrebs (Hodenkarzinom). Dabei handelt es sich um einen bösartigen Tumor, der vor allem bei jungen Männern zwischen 20 und 40 Jahren auftritt.

Als größter Risikofaktor für ein Hodenkarzinom gilt Hodenhochstand im Kindesalter, bei dem sich die Hoden außerhalb des Hodensacks befinden. Als Therapie muss zumeist die operative Entfernung von einem oder gar beider Hoden durchgeführt werden.