Neuste Erkenntnis der Medizin: Warum hat unser Herzmuskel keine Regenerationsfähigkeit?

Mit dem Alterungsprozess kommt für den menschlichen Herzmuskel auch der stetige Zerfall

Von Cornelia Scherpe
13. August 2015

Der menschliche Körper verfügt über ein riesiges Repertoire an Zellen. Diese können sich teilen und so Tochterzellen bilden. Kommt es zu einer Schädigung vieler Zellen eines Organs, kann sich der Körper mit genügend Zeit und Kraft dennoch regenerieren. Doch ausgerechnet das menschliche Herz macht hier eine Ausnahme.

Menschlicher Herzmuskel im Vergleich

Dem Herzmuskel fehlt es an dieser Regenerationsfähigkeit und bisher konnte die Medizinwelt nicht erklären, warum dies so ist. In einer aktuellen Studie mit Lurchen und Fischen sind deutsche Wissenschaftler dem Problem nachgegangen und können zum ersten Mal eine Antwort liefern.

Zebrafische und Lurche sind in der Lage, abgestorbene Zellen im Herzmuskel zu erneuern. Ihr Organismus nutzt dafür die übrigen Zellen, regt diese zur Teilung an füllt die "Lücke" wieder auf. Warum also machen die Herzmuskelzellen des Menschen nicht dasselbe?

Die einzige Antwort: Es muss einen entscheidenden Unterschied zwischen unseren Zellen und denen der Tiere geben. Daher verglichen die Forscher die Herzmuskelzellen der Lurche und Fische mit ihren menschlichen Gegenstücken und wurden dabei auf das sogenannte Zentrosom aufmerksam.

Der Zerfall des Zentrosoms

Das Zentrosom ist ein Bestandteil von tierischen Zellen (in Pflanzen kommt es nicht vor) und sitzt nahe beim Zellkern. Jedes Zentrosom besteht aus zwei Teilen, die bei der Zellteilung auseinander wandern, damit jede der beiden Tochterzellen wieder ein Zentrosom besitzt.

Eine Zelle kann sich nur dann vermehren, wenn das Zentrosom intakt ist und genau ihr liegt beim Menschen das Problem. Während es bei den untersuchten Fischen und Lurchen auch bei erwachsenen Tieren aktiv war, befand es sich bei den menschlichen Zellen in einem inaktiven Zustand.

Die Untersuchung zeigt, beim Menschen beginnt bereits kurz nach der Geburt ein schleichender Prozess, bei dem das Zentrosom der Herzmuskelzellen zerfällt. Daher können die Zellen sich ab einem gewissen Lebensalter nicht mehr vermehren und einmal entstandene Schäden werden nicht repariert.