Aus Stammzellen wird erstmals funktionierende Haut samt Haaren

Forschern aus Japan gelingt im Tierversuch ein Meilenstein in der Artbeit mit Stammzellen

Von Cornelia Scherpe
15. April 2016

Die Arbeit mit Stammzellen wird zwar seit Jahrzehnten betrieben, doch in der komplexen Welt der Medizin bedeutet dies, dass sie noch in den Kinderschuhen steckt. Um gewissenhaft zu arbeiten, müssen kleine Schritte gegangen und Ergebnisse immer wieder überprüft werden. Auf dieser langen Reise ist Forschern aus Japan nun ein kleiner Meilenstein gelungen.

Sie haben es geschafft, aus Stammzellen zum ersten Mal echte Haut samt Haaren so zu züchten, dass das Gewebe nach einer Implantation voll funktionstüchtig war. Bisher war aus Stammzellen gezüchtetes Gewebe nach der Verpflanzung nicht dazu in der Lage.

Die Arbeit mit iPS-Zellen

Die japanischen Wissenschaftler arbeiteten mit Mäusen. Den gesunden Tieren wurde etwas Gewebe entnommen und die Körperzellen im Labor so behandelt, dass sie in ihren embryonalen Zustand zurückkehrten. Man spricht dann von "induzierten pluripotenten Stammzellen" (iPS-Zellen).

Diese Stammzellen wurden danach weiter behandelt und dazu angeregt, sich in Hautzellen zu entwickeln. Dafür nutzte man bestimmte Signalstoffe und pflanzte die Zellen bei den Mäusen in der Nähe ihrer Nieren ein. In dieser Umgebung sollten die Stammzellen sich ideal entwickeln können.

Tierversuch erfolgreich

Das Experiment gelang und es bildeten sich die Zellen der einzelnen Hautschichten und Haarfollikel aus. Die Analyse ergab, dass die gezüchteten Zellen von Muskelfasern bis hin zu Talgdrüsen alle Bestandteile aufwiesen, die bei der natürlichen Entstehung von Haut vorzufinden sind. Die Forscher entnahmen das fertige Gewebe und implantierten es bei anderen Mäusen, die von Natur aus kein Fell hatten.

Bei den Nacktmäusen wuchs das neue Gewebe an und tatsächlich hatte sich nach rund zwei Wochen ein normales Haarwachstum eingestellt. Das Transplantat war sauber verwachsen und hatte Verbindungen zu den umliegenden Nervenfasern aufgebaut. Fälle von Krebs - die Tumorbildung gilt als größte Gefahr dieser Stammzellennutzung - blieben über die gesamte Beobachtungszeit von drei Monaten aus.

Die Forscher planen nun, dass Verfahren für den Mensch zu testen. Man könnte Verbrennungsopfern auf diese Weise effektiv helfen.