Arthrodese oder Teilarthrodese: Operative Versteifung des Handgelenks

Unter einer Arthrodese oder Teilarthrodese des Handgelenks versteht man dessen operative Versteifung. Auf diese Weise unterbindet man - teils oder komplett - die Bewegungsfähigkeit des Gelenks. Auch wenn der Eingriff prinzipiell an jedem Gelenk möglich ist, erfolgt er besonders häufig am Handgelenk. Unterschiedliche Erkrankungen oder Verletzungen können diese Versteifung notwendig machen. Lesen Sie alle Wissenswerte über die Arthrodese oder Teilarthrodese des Handgelenks.

Von Jens Hirseland

Was ist eine Arthrodese bzw. Teilarthrodese?

Arthrodesen sind operative Gelenkversteifungen, die bei starken und schmerzhaften Schädigungen eines Gelenks durchgeführt werden. Neben dem Handgelenk kommen Arthrodesen auch an

zur Anwendung.

Ziel und Zweck von Arthrodesen und Teilarthrodesen am Handgelenk

Das menschliche Handgelenk ist mit acht kurzen Knöchelchen, den Handwurzelknochen, ausgestattet. Diese Knöchelchen sorgen für die gute Beweglichkeit der Hand in sämtliche Richtungen.

Kommt es jedoch zu Schäden an den Handwurzelknochen oder an den Gelenken, kann dies eine Fehlstellung des Handgelenks zur Folge haben. Um die daraus resultierenden Beschwerden nachhaltig zu verringern, wird oftmals eine operative Versteifung oder Teilversteifung des Handgelenks durchgeführt.

Ziel und Zweck einer operativen Versteifung des Handgelenks ist es, die Schmerzen zu beseitigen und die Hand in einem gewissen Umfang wieder gebrauchsfähig zu machen. Vor der Arthrodese verabreicht man dem Patienten entweder eine Regionalanästhesie oder eine Vollnarkose.

Um die Durchblutung am Arm vorübergehend zu unterbinden, legt man meist eine straffe Manschette an. Auf diese Weise werden die Blutungen verringert. Außerdem hat der behandelnde Operateur während des Eingriffs eine bessere Sicht.

Schulter, Hand, Sprunggelenk, Fuß: Weitere Anwendungsgebiete der Gelenkversteifung, z.B. die Lapidus-, Großzehengrundgelenk- oder subtalare Arthrodese

Im Prinzip lassen sich Arthrodesen an allen Gelenken durchführen. Seitdem es Endoprothesen gibt, ist die Anwendung an Knie- und Hüftgelenken seltener geworden. Vergleichsweise kommt die Methode hingegen

  • an der Schulter
  • an der Hand
  • am Sprunggelenke sowie
  • am Fußgelenk

zum Einsatz. Im Fußbereich ist die Lapidus-Arthrodese ein gängiges Verfahren, um einen schweren instabilen Hallux valgus zu behandeln. Ein Hallux rigidus wird im Rahmen einer Großzehengrundgelenk-Arthrodese therapiert.

Bei der Lapidus-Arthrodese erfolgt eine Versteifung des Gelenks, das zwischen dem ersten Mittelfußknochen und dem Mittelfuß liegt. Gelenkkapsel und gelenknahe Sehne müssen rekonstruiert werden.

Geht es um das Sprunggelenk, kommt die Triple-Arthrodese oder auch subtalare Arthrodese zur Anwendung. Die Versteifung des unteren Sprunggelenks kommt jedoch nur dann zum Einsatz, wenn die Fußgelenke von einer sehr schweren und schmerzhaften Arthrose betroffen sind.

Wann kommen Versteifungen des Handgelenks zum Einsatz?

In der Regel sind Gelenke, an denen eine Arthrodese vorgenommen wird, starken Beeinträchtigungen ausgesetzt. Die Bewegungen verursachen heftige Schmerzen. Außerdem ist das betroffene Gelenk nicht mehr funktionstüchtig.

Prinzipiell kann eine Arthrodese an jedem Gelenk erfolgen. Allerdings kommt dieses Verfahren seit dem Einsatz von Endoprothesen beim Kniegelenk und Hüftgelenk kaum noch zur Anwendung. Dagegen werden Arthrodesen am Handgelenk häufiger durchgeführt.

Ursachen für Schädigungen des Handgelenks

Eine solche Gelenkzerstörung kann unterschiedliche Ursachen haben. Dazu gehören vor allem

  • entzündliche Erkrankungen wie Gelenk-Rheuma, Gelenkverschleiß (Arthrose)
  • Fehlstellungen oder
  • Verletzungen.
Rheuma-geplagtes Handgelenk
Rheuma-geplagtes Handgelenk

Vor einer Arthrodese wendet man jedoch zunächst einmal konservative Behandlungsmethoden an. So werden beispielsweise

Erst wenn sich durch diese Maßnahmen keine Besserung erzielen lässt, führt man eine Gelenkversteifung durch.

Wann ist eine Teilarthrodese am Handgelenk notwendig?

Notwendig wird eine Teilarthrodese des Handgelenks meist dann, wenn der Knorpel in der Speiche und den Handwurzelknochen stark beeinträchtigt wurde, wie zum Beispiel bei einer Handgelenksarthrose. Manchmal werden Beeinträchtigungen des Handgelenks jedoch auch durch Verletzungen ausgelöst.

Aufgrund einer Fehlstellung des Handgelenks kann es zu Beschwerden wie Schmerzen und starker Druckempfindlichkeit kommen. Vor allem bei Bewegungen verspürt der Betroffene häufig Schmerzen.

Aktionen mit der Hand sind kaum noch möglich. Außerdem vermindert sich die Kraft in der betroffenen Hand.

Damit eine Teilarthrose jedoch durchgeführt werden kann, müssen die Restgelenke einen intakten Knorpel aufweisen. Es werden lediglich die Teile versteift, die verschlissen sind, sodass eine Teilbeweglichkeit der verbliebenen Gelenke gewährleistet ist.

STT-Arthrodese und RL-Fusion

Zu den Methoden der Teilarthrodese am Handgelenk zählt die STT-Arthrodese. Man verwendet sie beispielsweise beim schleichenden Mondbeintod. Wird das STT-Gelenk versteift, kann die karpale Höhe erhalten bleiben; es kann allerdings zu einer Arthrose des radiocarpalen Gelenkspaltes kommen.

Bei bestimmten rheumatischen Erkrankungen stellt die RL-Fusion eine mögliche Methode dar. Das Mondbein transportiert man dabei in die ursprüngliche Lage und fixiert es mit Drähten oder Schrauben. Auf diese Weise ist ein Hinauszögern der fortschreitenden Arthrose möglich.

Durchführung der Arthrodese: Wie läuft die Versteifung des Handgelenks ab?

Diagnostizieren lässt sich eine Fehlstellung des Handgelenks durch eine körperliche Untersuchung. Gegebenenfalls werden die Veränderungen durch Röntgenaufnahmen festgestellt. Ob eine Teilarthrodese ausreicht oder ob das Handgelenk völlig versteift werden muss, hängt von dem Ausmaß der Schädigungen ab.

Blutleere

Vor dem Eingriff verabreicht man dem Patienten eine Regionalanästhesie oder eine Vollnarkose. Zum Stoppen des Blutflusses legt man dem Patienten zudem eine Manschette um den Arm, was man auch als Blutleere bezeichnet.

Da es dadurch zu weniger störendem Blutfluss kommt, hat der ausführende Operateur bessere Sicht. Darüber hinaus fällt der Blutverlust geringer aus.

Durchführung der Operation

Zu Beginn der Arthrodese eröffnet der Chirurg den Handgelenkraum, um dadurch einen Zugang zu den Flächen des Gelenks zu schaffen. Damit die aneinander grenzenden Knochen gut zusammenwachsen können, werden Knorpel und Gewebe entfernt.

Der ganze Handgelenkraum muss geöffnet werden
Der ganze Handgelenkraum muss geöffnet werden

Der beabsichtigte Heilungsprozess ähnelt dem Heilungsverlauf bei einer Knochenfraktur. Außerdem verbindet man die Knochen fest miteinander, um eine möglichst günstige Stellung zu gewährleisten. Zu diesem Zweck werden Materialien aus Metall wie Platten, Schrauben oder Nägel verwendet.

In manchen Fällen legt man auch einen Fixateur externe an. Darunter versteht man eine Verbindungsstruktur, die mit einem äußeren Gestell aus Metall ausgestattet ist und außerhalb des Körpers angebracht wird. Mithilfe von Schrauben wird das Gestell am Knochen befestigt.

Durchführung der Teilarthrodese

Der erste Schritt bei einer Teilarthrodese ist das Herausoperieren der geschädigten Knorpelreste. Manchmal ist es auch erforderlich, einen Handwurzelknochen vollständig zu entfernen. Anschließend befestigt man Metallimplantate wie

  • Drähte
  • Stifte
  • Schrauben oder
  • Platten

an den Knochen, um die Teilarthodese des Handgelenks zu ermöglichen. In manchen Fällen stellt sich allerdings erst während des Eingriffs heraus, dass eine vollständige Versteifung vorgenommen werden muss.

Zum Ende der Arthrodese erhält der Patient einen Verband. Manchmal ist auch eine spezielle Schiene oder ein Gips erforderlich. Die fremden Materialien lassen sich gegebenenfalls später wieder entfernen, was vom jeweiligen Befund abhängt.

Bei der Arthrodese selbst handelt es sich jedoch um einen Eingriff, der sich in der Regel nicht rückgängig machen lässt. In den meisten Fällen führt die Gelenkversteifung zum Erfolg, sodass die Schmerzen verschwinden.

Anatomie der menschlichen Hand grafisch dargestellt
Anatomie der menschlichen Hand grafisch dargestellt

Mögliche Risiken der Arthrodese und Teilarthrodese

Die Durchführung einer Arthrodese bringt einige Risiken mit sich. Neben den allgemeinen Operationsrisiken wie

  • Nervenverletzungen
  • Blutungen
  • Hämatomen
  • Verletzungen von Sehnen und Muskeln
  • Narbenbildung
  • Infektionen sowie
  • allergischen Reaktionen

kann es auch zu spezifischen Problemen wie

  • Bewegungseinschränkungen
  • Materialunverträglichkeiten
  • der Bildung eines Falschgelenks (Pseudarthrose)
  • Sensibilitätsstörungen
  • chronischen Schmerzen und
  • einer geringen Verkürzung des Arms

kommen.

Mögliche Komplikationen der Teilarthrodese

Mögliche Komplikationen bei einer Teilarthrodese können

  • Blutungen
  • Hämatome (Blutergüsse)
  • Taubheitsgefühle
  • Lähmungserscheinungen
  • Wundheilungsstörungen oder
  • Nervenverletzungen

sein. Auch

sind im Bereich des Möglichen. In den meisten Fällen wird durch die Teilversteifung eine Besserung der Beschwerden erreicht. Aufgrund der Teilarthrodese lässt sich die Hand jedoch nur noch schwer beugen oder strecken.

Die richtige Nachsorge nach einer Arthrodese oder Teilarthrodese

Nach der Operation muss der Patient seine Hand für rund sechs Wochen schonen. Zur Unterstützung des Heilungsverlaufs wird oftmals Krankengymnastik durchgeführt. Mitunter werden auch bestimmte Übungen für die Durchführung zuhause aufgegeben.

Sollten nach etwa einer Woche immer noch starke Schmerzen bestehen, vor allen Dingen, wenn diese sich klopfend zeigen, sollte man den Arzt aufsuchen. Diese andauernden Schmerzen, zusammen mit Rötungen und Schwellungen, können auf einen Infekt hindeuten.