Gesichtsblindheit gibt es wirklich: Manche erkennen nicht einmal ihr eigenes Spiegelbild

Von Nicole Freialdenhoven
28. März 2014

Manche Menschen können sich neue Gesichter auf Anhieb merken und die Personen noch Jahre später in einer Menschenmenge erkennen. Andere leiden dagegen unter Gesichtsblindheit und erkennen neue Bekannte schon zwei Tage später nicht mehr.

Studie an Prosopagnostikern

Woran dies liegt, wollten nun Forscher der Harvard University in Cambridge erkunden. Sie unternahmen daher Experimente mit zwei Prosopagnostikern, zwei Menschen, die unter vollständiger Gesichtsblindheit leiden: Sie erkennen zwar aus der Zusammensetzung von Augen, Nase und Mund ein Gesicht als solches, können es aber nicht mit einer bestimmten Person in Verbindung bringen und oft nicht einmal ihr eigenes Spiegelbild erkennen.

Einwirkung visueller Reize auf bestimmten Gehirnmechanismus

Die beiden Studienteilnehmer - Herschel und Florence genannt - mussten gemeinsam mit einigen Kontrollteilnehmern computergenerierte Objekte, die an Gesichter erinnerten, betrachten und voneinander unterscheiden lernen. Parallel sollten sie sich auch echte Gesichter merken um sie später wiederzuerkennen.

Dabei stellten die Forscher fest, dass sich Herschel und Florence zwar wie erwartet keine Gesichter merken konnten, wohl aber die gesichtsähnlichen Objekte. Daraus schließen sie, dass zur Gesichtserkennung konkrete visuelle Reize auf einen speziellen Mechanismus im Gehirn einwirken, die bei der Erkennung von Objekten nicht notwendig ist.