Viel Testosteron bringt nichts - das Hormon macht nicht wirklich härter

Von Cornelia Scherpe
2. April 2012

Von besonders männlich wirkenden Männern nimmt man an, dass sie sehr viel Testosteron haben und daher stark und hart im Nehmen sind. Das stimmt aber gar nicht, wie Forscher nun ans Tageslicht gebracht haben.

In den USA fand man heraus, dass weniger an dieser Stelle deutlich mehr ist. Ein Plus an Testosteron hilft nicht wirklich beim Überlebenskampf und hat daher keinen Nutzen aus biologischer Sicht. Man ermittelte dies, während man die "Tsimane" untersuchte, ein altes Volk aus Bolivien. Diese Menschen leben noch immer von der Jagd auf Tiere und vom Sammeln. Die Männer sind im Wesentlichen dafür verantwortlich und müssen sich trotz harter Arbeit gegen Krankheiten und Witterung bewähren. Man entnahm diesen Männern Blut und fand darin, anders als erwartet, kein Übermaß an Testosteron. Im Gegenteil: im Vergleich zu Männern aus unseren Industrieländern hatten sie sogar zwei Drittel weniger.

Doch hatten die Tsimane deswegen weniger Muskeln und waren schwächer? Nein, sie waren ganz normal. Für die Region, in der sie lebten, war wenig Testosteron sogar von Vorteil. Die Männer verbrauchten einfach weniger Energie und hatten ein stärkeres Immunsystem. Wer viel Testosteron hat, hat in der Regel ein eher normales bis zu schwaches Immunsystem und das können sich die Männer der Tsimane nicht leisten. Von daher sind niedrige Testosteronwerte für den Überlebenskampf sogar besser, während unsere "harten" Männer bei den Tsimane schlechtere Karten hätten.