Biotechnologie - Aus transgener Kumilch soll Milchpulver für Säuglinge hergestellt werden

Genetische Veränderung soll Kühe schaffen, die laktosefreie Milch und Muttermilch hervorbringen

Von Frank Hertel
11. April 2011

Es gibt eine Methode, die man "Pharming" nennt. In dem Wort treffen sich die Begriffe "Pharma" und "Farm". Gemeint ist damit die Herstellung transgener, also gentechnisch veränderter, Nutztiere, mit dem Ziel aus ihren Produkten Medizin oder sonst etwas für den Menschen nützliches zu gewinnen.

Aus der Milch transgener Ziegen holen sich "Pharmer" schon seit einigen Jahren einen seidenähnlichen Bestandteil, der in der Medizin zum Wundverschluss und im Flugzeugbau verwendet wird. Aus transgener Kuhmilch gewinnt man Blutgerinnungshemmer. Fieberhaft forscht man daran, wie man Kühe genetisch so verändern kann, dass sie laktosefreie Milch geben oder ein Protein gegen den Erreger der Euterentzündung bilden.

Kuhmilch = Muttermilch?

Im Fachmagazin "PLoS One" wird der neueste Erfolg dieser Methode in einem Artikel dargestellt. Der Biotechnologe Ning Li von der Landwirtschaftlichen Universität Peking konnte Kühe so verändern, dass sie eine Milch geben, die der menschlichen Muttermilch ähnelt. Sie ist ähnlich im Geschmack und enthält fast genau so viele antimikrobiell wirksame Proteine wie Lysozym, Lactoferrin und Lactalbimin.

Li möchte aus dieser Milch Milchpulver für menschliche Säuglinge herstellen. Er hatte 312 genetisch veränderte Embryos von Holsteiner Kühen von chinesischen Kühen austragen lassen. Daraus entstanden 37 Kälber, von denen nach einem halben Jahr noch 24 lebten. Von diesen 24 Kühen konnten 4 die menschenähnliche Milch geben.