Erbgut-Analyse verrät Abstammung der heutigen Europäer

Von Ingo Krüger
19. September 2014

Die heutigen Europäer stammen von drei verschiedenen Bevölkerungsgruppen ab. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von Forschern der Universität Tübingen, die das Erbgut einer umfassenden Analyse unterzogen. Bislang war die Wissenschaft davon ausgegangen, dass lediglich zwei Populationen zu den Vorfahren des modernen Europäers zählen.

Sarden sehen quasi so aus wie frühere Bauern

Der Vergleich des Erbguts ergab, dass der Ursprung bei Jägern und Sammlern aus Westeuropa, den ersten europäischen Landwirten und einer Population aus dem Norden Eurasiens zu finden ist. Abhängig vom Wohnort unterscheidet sich auch die Verteilung dieser drei Einflüsse in unseren Genen. So besitzen Nordeuropäer mehr Gene der Jäger und Sammler in sich, Südeuropäer dagegen mehr bäuerliche Ahnenanteile. Die Bewohner Sardiniens etwa würden genetisch noch 90 Prozent der Ackerbauern in sich tragen, teilten die Forscher mit. Die Sarden sähen quasi so aus wie die frühen Bauern.

Die Nordeurasier wurden bislang von der Forschung weitgehend ignoriert. Doch die Erbgutanalyse ergab, dass sie die Verbindung zwischen Europäern und Indianern sind. Vor etwa 15.000 Jahren waren sie über die Beringstraße von Sibirien aus nach Nordamerika gewandert. Ihr Anteil an den Genen ist überall in Europa proportional die kleinste Komponente und liegt nie bei mehr als 20 Prozent.