Hirnforschung: Bereits einfache Greifbewegungen führen zu hoher Aktivität im Hirn

Von Cornelia Scherpe
2. September 2013

Wie hochkomplex das menschliche Gehirn ist, wird noch immer am besten daraus ersichtlich, dass auch die moderne Technik ihm noch nicht alle seine Geheimnisse entlocken konnte. Nun gibt es wieder eine neue Erkenntnis über die Funktion des Hirns und diese zeigt, dass selbst hinter simpel wirkenden Handlungen enorme Leistung steckt.

Am Universitätsklinikum in Tübingen schauten Neurologen dem Gehirn im wahrsten Sinne des Wortes auf die Finger. Probanden waren gebeten worden, einfache Handbewegungen wie etwa das Greifen nach einer Tasse zu absolvieren. Dabei befanden sie sich in einem fMRT (einem funktionellen Kernspintomographen), sodass die Hirnaktivität bei diesen Handlungen erfasst werden konnte.

Aktivität im Mittelhirndach

Die Forscher hatten extra ein neues Messprotokoll entwickelt, damit die Signale im Gehirn genau gemessen werden können. Bei den Greifbewegungen wurden dabei die Nervenzellen im sogenannten "Colliculi Superiores" sehr aktiv. Dieses Hirnareal besteht aus zwei "Hügeln", die zur Vierhügelplatte im Mittelhirn gehören. Genauer gesagt sind sie Teil des Mittelhirndachs.

Diese Erkenntnis ist vor allen Dingen interessant, da die Hirnforschung bisher davon ausging, dass diese oberen zwei Hügel eigentlich nur visuelle Reize verarbeiten. Doch dem ist offenbar nicht so. Die Augen sind natürlich am Prozess des Greifens beteiligt, da das Objekt angesehen und der Abstand berechnet werden muss, doch die Augen haben dabei eine Kontrollfunktion.

Die Bewegung des Arms und der Hand reagieren auf die Informationen der Augen und so kommt es zu einer komplexen Verknüpfung, die in den beiden "Hügeln" gemeinsam stattfindet. Da die Forscher nun die Hirnleistung bei Bewegungsabläufen besser begreifen, hofft man, dass so mit der Zeit auch neue Erkenntnisse über Bewegungsstörungen beim Menschen gesammelt und bessere Therapien erarbeitet werden können.