Gefühlszentrum im Gehirn: Frauen und Männer haben keine unterschiedliche Amygdala

Unterschiede bei Gefühlsregungen und Emotionen zwischen den Geschlechtern nicht biologisch bedingt

Von Cornelia Scherpe
6. Februar 2017

Oft hört man die Ansicht, Frauen seien insgesamt emotionaler als Männer. Sie fühlen intensiver, während Männer mehr zur Rationalität neigen. Doch ist diese Wahrnehmung eher auf unserer Sozialisation begründet oder haben die Geschlechter unterschiedlich große Gefühlszentren im Gehirn? Dieser Frage ist nun eine Studie nachgegangen.

Die Forscher sahen sich 58 ältere Studien zum Thema an und verglichen die entstandenen MRT-Bilder der rund 6.000 Männer und Frauen. Betrachtet wurde die sogenannte Amygdala. Dieses Hirnareal ist wichtig für das Empfinden von Gefühlen und Emotionen, steuert also Dinge wie Angst, sexuelle Erregung, Aggression oder Zuneigung.

Kein Größenunterschied beim Hirnareal

Die Gegenüberstellung der Geschlechter fand jedoch keinen Größenunterschied zwischen Mann und Frau. Zwar war rein von der Masse gesehen die männliche Amygdala größer, doch das muss man im Verhältnis zur Gesamtgröße der Person und damit des Gehirns sehen. Da Männer im Schnitt größer sind, haben sie den größeren Kopf und damit rund zehn Prozent mehr Hirnmasse. Ihre Amygdala hatte rund zehn Prozent mehr Volumen, was sich entsprechend ausgleicht und das Gefühlszentrum bei beiden Geschlechtern im Endeffekt gleichgroß macht.

Die Hirnforscher leiten daraus ab, dass es im Bezug auf die biologische Verarbeitung von Gefühlen und Emotionen keinen Geschlechterunterschied gibt. Das Bild vom weiblichen oder männlichen Gehirn hat sich als Klischee gezeigt.

Der Grund, warum Männer und Frauen im Alltag oft unterschiedlich bei Gefühlsregungen wirken, muss daher vor allem auf die Erziehung und gesellschaftliche Erwartungen zurückgehen.