Forscher finden zentralen Grund für Gehirnkrankheiten

Untersuchungen zeigen, welche weitreichende Rolle die Kernporen des Zellkerns spielen

Von Cornelia Scherpe
14. August 2015

Deutsche Forscher haben sich mit der Veränderung des menschlichen Gehirns im Allgemeinen auseinandergesetzt. Sie wollten wissen, ob es zentrale Faktoren gibt, die vielen unterschiedlichen Gehirnkrankheiten gemein sind. Und tatsächlich wurden sie bei ihren Untersuchungen fündig.

Neutrophin als Krankheitsherd

Demnach gibt es ein Eiweiß, das diversen Krankheiten im wahrsten Sinne des Wortes Tür und Tor öffnet. Es handelt sich um ein Protein aus der Gruppe der Neurotrophine. Diese sind wichtig, um die gezielte Verbindung zwischen mehreren Nervenzellen zu ermöglichen.

Das Neutrophin p75 hat dabei eine Schlüsselfunktion im Gehirn. Es spielt eine Rolle bei der Aktivität einer besonderen Zellart, den Astrozyten. Diese Zellen kommen im Nervensystem vor und sind entscheidend für die Entwicklung des Gehirns. Das Neutrophin p75 kann die Astrozyten so beeinflussen, dass die Zellen nicht mehr richtig arbeiten und das Hirn wird anfällig für Fehlentwicklungen.

Gefährliche Pförtnerfunktion

Die Forscher gingen ins Detail und schauten sich genau an, wie Neutrophin p75 auf die Astrozyten wirkt. Dabei zeigte sich, dass die Eiweiße in dieser Zellart eine Pförtnerfunktion haben. Sie öffnen die Kernporen des Zellkerns.

Dieser ist zum Schutz von einer Membran umgeben, die bei geschlossenen Poren dicht hält und bei geöffneten Poren den Transport von Molekülen erlaubt. Heftet sich das Neutrophin p75 an, arbeitet die Ein- und Austrittspforte nicht mehr richtig.

Sie öffnet sich und der Zellkern kann von unerwünschten Signale erreicht werden. Das kann einen schädlichen Einfluss auf die gesamte Zelle haben und aufgrund der allgemeinen Vernetzung auch auf umliegende Nervenzellen übergreifen.

Rolle der Kernporen in der Forschung

Diese Grundlagenforschung könnte sehr wichtig werden, um diverse Krankheiten im Gehirn besser zu verstehen. Bisher ist in der Medizinwelt noch recht wenig darüber bekannt, welche genaue Rolle die Kernporen des Zellkerns spielen und welche Folgen eine Fehlfunktion hat.