Wichtige Fette: Ein gesundes Hirnwachstum benötigt LPC

Forscher suchen nach neuen Erkenntnissen zu angeborenen Fehlentwicklungen durch Mikrozephalie

Von Cornelia Scherpe
29. Mai 2015

Hinter der Abkürzung LPC steckt das etwas sperrige Wort "Lysophosphatidylcholin". Dabei handelt es sich um ein Fett, das die Medizin zwar schon länger kennt, dessen Funktion bisher aber unklar war. LPC kommt in großen Mengen im menschlichen Blut vor und lässt sich auch im Gehirn nachweisen.

LPC im Blut und Gehirn

Bisher glaubte man aber, dass LPC im Gehirn von den Hirnzellen selbst gebildet wird. Nun zeigt sich, dass LPC im Gehirn selbst nicht hergestellt wird, sondern durch die Blut-Hirn-Schranke hindurch kommt. Es wandert so vom Blut direkt in das Gehirn. Zudem weiß man nun, dass LPC für das Gehirn eine wichtige Wachstumsgrundlage ist. Ohne das Fett würde die Gehirnmasse nicht ihre normale Größe erreichen. Die Erkenntnisse wurden im Zusammenhang mit der Erforschung einer Krankheit gewonnen: der Mikrozephalie.

Fehlentwicklungen durch Mikrozephalie

Bei der Mikrozephalie handelt es sich um eine angeborene Fehlentwicklung. Bei Betroffenen ist der gesamte Kopf im Verhältnis zum Körper deutlich kleiner als normal. Je nach Ausmaß der Fehlbildung führt das auch zu schweren Behinderungen. Wie die Mikrozephalie dabei genau funktioniert, hat man nun verstanden.

Den Patienten fehlt ein Eiweiß (Mfsd2a) und genau dieses Eiweiß braucht der Körper, um LPC über die Blut-Hirn-Schranke hinweg ins Gehirn zu bringen. Da das Fett daraufhin im Kopf fehlt, entwickelt sich die Hirnmasse nicht richtig.

Forschung und Ausblick

Die Forscher konnten das im Experiment mit Mäusen beobachten. Hatten die Tiere eine Genmutation und konnten das Eiweiß Mfsd2a nicht bilden, bekamen sie eine Mikro­zephalie. Dabei zeigte sich auch, wie aufgrund des fehlenden Eiweißes als Transporter auch kein LPC im Gehirn ankam.

Allerdings kommt es laut den Wissenschaftler darauf an, wie genau das Gen für Mfsd2a verändert ist. Manche Mutationen enden in früher Kindheit tödlich, andere führen zu Lähmungen oder geistigen Behinderungen. Die Forschung geht also weiter.