Mein Kopf ist voll - wie viele Informationen kann unser Gehirn speichern?

Unser Gehirn kann sich dynamisch an Neues anpassen und löscht Überflüssiges aus

Von Dörte Rösler
27. März 2015

Wer für eine Prüfung lernt oder viele Dinge gleichzeitig erledigt, hat oft das Gefühl: mein Kopf ist voll, nichts passt mehr rein. Kann der Speicherplatz im Gehirn wirklich irgendwann erschöpft sein?

Als der Computer entwickelt wurde, verglichen Menschen die neue Technik mit dem menschlichen Gehirn. Eine Maschine, die denken kann. Mittlerweile hat sich das Bild umgekehrt. Wir betrachten unser Hirn als eine Art biologischen Computer - mit komplexen Schaltkreisen und unterschiedlichen Programmen.

Zu dieser Analogie gehört auch die Vorstellung, unser Denkorgan hätte eine limitierte Speicherkapazität. Wenn die Festplatte voll ist, muss man alte Daten löschen, um neue aufzunehmen. Zum Glück funktionieren Lernen und Gedächtnis ganz anders.

Dynamisch und flexibel

Anders als der digitale Speicher eines Computers kann sich unser Gehirn dynamisch an Neues anpassen. Neue Nervenzellen entstehen und bilden neue Verbindungen.

Mit Hilfe der Magnetresonanz-Tomografie lassen sich die Veränderungen in den neuronalen Aktivitätsmustern beim Lernen und Erinnern sogar exakt nachweisen. Neuronale Muster, die nicht wichtig sind oder sich nicht bewährt haben, verlöschen wieder.

Der Sinn des Vergessens

Aus evolutionärer Sicht ist es auch gar nicht sinnvoll, alle Informationen detailliert zu speichern. Wer sich jederzeit an alles erinnern könnte, wäre im Alltag stark eingeschränkt.

Angenehme Erinnerungen würden die Motivation für neue Erlebnisse hemmen. Negative Erinnerungen, etwa an Schmerzen oder Enttäuschungen, würden uns auf ewig belasten. Wer offen für Neues sein möchte, muss also vergessen.

Gedächtnis und Emotion

In bestimmten Situationen kommt unsere Flexibilität beim Lernen und Erinnern aber an ihre Grenzen. Stress und Angst beeinträchtigen etwa die Verarbeitung von Informationen.

Wenn die für Emotionen zuständigen Hirnareale einem neuronalen Dauerfeuer ausgesetzt sind, ist das Gedächtnis blockiert - und zwar in beide Richtungen. Wer wütend oder traurig ist, kann kaum neue Informationen aufnehmen. Menschen mit Prüfungsangst wiederum können gelerntes Wissen nicht abrufen.