Reizüberflutung bei Menschen mit Hochsensibilität

Filterung der Umweltreize durch das Gehirn bei sehr sensiblen Menschen eingeschränkt

Von Cornelia Scherpe
26. November 2014

Hochsensibilität ist keine Modeerscheinung, sondern ein anerkanntes Persönlichkeitsmerkmal und häufig der Grund für den Hilferuf nach einem Psychologen. Menschen, die hochsensibel sind, zeigen dies bereits in der Kindheit und haben mit vielen Situationen zu kämpfen, die "normale" Männer und Frauen als alltäglich nehmen.

Eingeschränkte Filterfunktion des Gehirns bei Hochsensiblen

Beispielsweise der Gang über den Weihnachtsmarkt, mit einer Menschenmenge, tausenden Lichtern, Stimmen und Geschäften, kann Hochsensible in eine Stresssituation versetzten. Der Grund dafür ist die anhaltende Reizüberflutung.

Der durchschnittliche Mensch ist darauf angelegt, die Reize aus der Umwelt zu filtern. Wir nehmen in jeder Sekunde so viele Dinge wahr, dass unser Gehirn ganz automatisch für uns filtert und nur relevante Daten ins Bewusstsein lässt. Bei Hochsensibilität ist diese Filterfunktion nur eingeschränkt gegeben. Die Wahrnehmungen werden stärker weitergegeben und das kann schnell zu Stress, Erschöpfung oder auch Aggressivität führen.

Evolution statt Erkrankung?

Doch was für Betroffene anstrengend ist, kann aus evolutionärer Sicht sogar ein Vorteil sein, wie Psychologen zu bedenken geben. Wer mehr Informationen aufnimmt, hat grundsätzlich erst einmal die besseren Karten. Gefahren werden früher erkannt, mehr Dinge gelernt und Verknüpfungen besser hergestellt.

Damit hochsensible Menschen diese Vorteile für sich nutzen können, müssen sie ihre Art der Wahrnehmung jedoch auch etwas trainieren. Dabei kann ein psychologische Therapie sehr sinnvoll sein. Betroffene sollten sich klar machen, dass sie nicht im eigentlichen Sinne krank sind, sondern einfach ein Persönlichkeitsmerkmal haben, das im Alltag stark zum Tragen kommt. Das können sie zum Guten und zum Schlechten nutzen.

Oft ist ihr Selbstwertgefühl aber bereits geschwächt, da andere Menschen sie als Mimose bezeichnen. Bei Hochsensibilität ist die Filterung der Umweltreize aber nicht komplett defekt, sondern arbeitet einfach nur anders. Diese Art muss man an sich selbst verstehen, anerkennen und gezielt nutzen.